Goldsuche in der Schweiz
Goldwaschen im Land der Eidgenossen
Im August 1997 machte die Schweiz erneut von sich Reden. Ein Hobbygoldsucher, der erst kurz zuvor in die Geheimnisse dieses Hobbys eingeweiht worden war, fand den bislang größten Flußgoldklumpen der Schweiz. Das gute Stück wog sagenhafte 123,1 Gramm und war natürlich “unverkäuflich”. Peter Bölsterli fand es im Disentis, südöstlich des Vierwaldstädter Sees, im Bereich des Vorderrheins. Erst ein Jahr zuvor war ebenfalls im Land der Eidgenossen ein ein Unzen schweres Nugget gefunden worden. Schon 1933 äußerte Professor P. Niggli in einer schriftlichen Mitteillung an Professor A. Arbenz: “Da es Gold in unseren alten und jungen Flussablagerungen gibt, ist selbstverständlich, da es sich nicht bezahlt macht gleichfalls.”
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Obwohl Gold in den Sanden vieler Flüsse und Bäche vorkommt, sind die Verhltnisse im Napfgebiet, das unmittelbar am Alpennordrand liegt und begrenzt wird von den Orten Huttwil, Willisau, Wolhusen, Schpfheim, Langnau und Burgdorf, am ehesten gegeben, um dort dem “König der Metalle” mit Waschpfanne und Schaufel zu Leibe zu rücken. Dies verdeutlichen auch Untersuchungen von Katharina Schmid. Für einige Zeit war sie zur Erforschung der Goldgründe im Napfgebiet “berufsmäßige” Goldwäscherin. Ihr Arbeitsgebiet umfasste die Täler der Großen und Kleinen Fontannen, Enziwigger und Luthern. Doch weit gefehlt, wenn man in Verbindung mit dem Napfgold gleich an riesengroße Nuggets denkt. Allenfalls lohnt sich die Arbeit für Freizeit-Goldsucher.
Damit ist zugleich das Ergebnis von Katharina Schmid während ihrer dreijährigen Goldwaschtätigkeit vorweggenommen. Für Freizeit-Digger eröffnen sich dennoch interessante Möglichkeiten. Schmids aufgezeichneten Resultate gewähren uns wichtige Einblicke in die Waschwürdigkeit der Seifen im Napfgebiet.
Als erfolgversprechende Ablagerungen bezeichnet die Forscherin im Wasser liegende Deltabildungen, auch Inseln genannt. Auf Sandbänken muss bis zu 20 bis 40 Zentimeter tief gegraben werden, da dort das Gold wegen zu hoher Zu- und Wegfuhr der oberen Schichten “am ehesten” auftritt. Allgemein liegt das Gold als flach ausgewalzte, länglich drahtige oder gerundete Blättchen mit dem typischen sattgelben Glanz vor. Nuggets, also Goldklumpen, bleiben jedoch Illusion, so Schmid. Immerhin habe eine Auswaage von 21 Flitterchen ein durchschnittliches Gesamtgewicht von 1,3 Milligramm ergeben.
Goldsuche in Schaffhausen
Der Hochrhein der Region Schaffhausen hat sich als goldführend erwiesen. Gold tritt in Form kleiner Plättchen oder Flitter auf, die nur selten grösser als 1mm sind. Gold ist zwischen Untersee und Schaffhausen selten. Unterhalb der Lächen wurden bis zu 40 Milligramm Gold im Kubikmeter Schotter gefunden. Man müsste also 25 Kubikmeter Schotter verarbeiten, um ein Gramm Gold zu kriegen – viel zu wenig für eine lukrative Gewinnung. Im Winter, bei niedrigem Wasserstand, soll man jedoch in Strudellöchern im Rheinfall Goldflitter finden können. (Information aus dem Büchlein “der Rheinfall”, Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen, Nr. 39, 1987)
Chemische Untersuchungen bewiesen, dass das Gold des Napfgebietes sehr silberarm ist. Dieses Ergebnis steht in keinem Gegensatz zum Alpengold, dem Berggold vom Gotthard, Calanda oder den Westalpen, die höhere Silberwerte zeigen. Im Laufe der Arbeiten ermittelte Katharina Schmid einen Goldgehalt von 0,6 Gramm pro Tonne. Dabei sind zwischen fünf und zehn Tonnen Sand aufgearbeitet worden. Insgesamt brachte die Tätigkeit 52 Gramm Gold, was jedoch in Anbetracht des Einsatzes von Arbeitsmaterialien, Leistung, Ausdauer und sonstiger anfallender Kostenfaktoren als recht kümmerlich bezeichnet werden darf. Die “Goldwäscherin” abschließend:”Der Traum vom Schweizer Gold wre somit ausgeträumt! Das Napfgold mag höchstens für Amateurgoldwäscher mit etwas Sinn für abenteuerliche Goldgräberromantik zu empfehlen sein.”
So ist es! Und dennoch: Hier im Napfgebiet sollen Goldvorkommen im Wert von mehreren Millionen Schweizer Franken liegen. Im Jahre 1939 untersuchte eine britisch-schweizerische Gesellschaft, ob das Napfgebiet nicht industriell nach Gold ausgebeutet werden könnte. Zwar wurden beträchtliche Goldvorkommen festgestellt, doch der Abbau wäre mit erheblichen Kosten verbunden gewesen.Ist der Traum vom Napfgold also wirklich ausgeträumt? Nicht für die Mitglieder der 1969 gegründeten Goldsuchergesellschaft von Willisau, die für ein wahres Goldfieber sorgten. Seither werden sätndig richtige Goldwscherei-Ausflüge vom Amt für Tourismus in Entlebuch organisiert. Bezeichnenderweise schreibt der Wissenschaftler R. Villiger, der während 20 mühsamer Arbeitstage einen durchschnittlichen Tagesertrag von nur 0,3 Gramm wusch: “Aber dies wird uns nicht daran hindern, mit unserer Arbeit weiterzufahren, denn wer weiss, schon die nchste Flussbiegung…”
Alle Wasser des Napfgebietes fließen irgendwann in die Aare, die zugleich die natürliche Verbindung zum Rhein bei Waldshut darstellt. Seit wann hier erstmals die Goldwäscherei betrieben wurde, ist nicht genau bekannt. In den Jahren 1834 bis 1839 standen zwischen den Orten Olten und Klingnau rund 40 Goldwaschbetriebe, die den Sand aus den Spalten des Jurakalks bei Brugg bearbeiteten. Auch liegen Berichte vor, man habe sogar Körner gediegenen Goldes von der Größe “einer starken Bohne” gefunden.”Der Sand ist am goldhaltigsten da, wo sich neue Klingen aus den alten Ufern bilden. Der leichte Sand wurde fortgespült, whrend Magneteisensand und Gold zurückblieben. Die rotbraune Farbe der Sandbank verrät dem Goldwäscher sofort die reichere Seife. ” (C. Moersch, Beitrge zur Geologischen Karte der Schweiz, 1867)
Goldsuche in der gesamten Schweiz
Wer nun glaubt, lediglich das Napfgebiet, die Aare und damit der Rhein führen Gold, der irrt gewaltig. Nahezu in der gesamten Schweiz sind Waschgründe bekannt. Schon im Jahre 1397 wurde die Genehmigung zum Goldwaschen an der Rhone erteilt. In den 30-er Jahren dieses Jahrhunderts untersuchte zunächst die Genfer Universität, später Jean-Jacques Pittard die Waschwürdigkeit einiger Genfer Flüsse. Sehr gute Ergebnisse wurden demnach in der Les Eaux-Mortes erzielt. Tatsächlich liegt der ganze Kanton Genf auf einer eiszeitlichen Gletscherhalde, die neben schweren Mineralien ebenso Gold beherbergt. Infolgedessen sind Seifen natürlich auch in den Flüssen Aire, Drize, Allandon (angeblich goldreichster Fluss des Kantons Genf) und in der Rhone vertreten. Bei seinen Untersuchungen stellte Jean-Jacques Pittard folgende erwähnenswerte Goldwaschgründe fest:
Aire: Brücke von Tivoli, 0,218 Gramm pro Kubikmeter;
Aire/Arve: Zusammenfluss beider Gewässer, 0,212 Gramm pro Kubikmeter;
Allandon: rund 30 Meter oberhalb des Pont Cantonal, 0,41 Gramm pro Kubikmeter.
Ruisseau des Cretes: 0,41 Gramm pro Kubikmeter.
Die Höhlen am Ufer des Chran sollen ebenfalls Gold enthalten, das bei Überschwemmungen hineinbefördert wurde. In der Nähe von Artentire sollen sogar Goldkörner gefunden worden sein. Im Rufe eines Kaliforniens in Kleinformat steht der Kanton Graubünden, nicht zuletzt wegen seiner weithin bekannten Grube Goldene Sonne, wegen des Goldkorns vom Val Mesolcina und weiterer Funde. Und zwischen Chur und Maienfeld habe – alten Chroniken zufolge – einst eine rege Goldwäscherei stattgefunden, wobei man die Seifen des mit Beginn des 19. Jahrhunderts bekanntgewordenen Berggoldes am Calanda in Verbindung sieht.
Das Calanda-Gold soll mit 23 Karat (das sind 95,8 Prozent) sehr rein sein. Im Bereich des Wallis sind die Minen Gondo und Astano bekanntgeworden; auf der italienischen Seite sind es die Gruben Alagna, Brusson, Fobello und Macugnaga. Begehrte Goldgründe waren darber hinaus der Dent de Vaulion und die Felsen von Naye. Ebenso ist goldhaltiges Erz auch an einigen Stellen im Tessin bekanntgeworden.