Goldsuche im Erzgebirge
Goldsuche im Erzgebirge
Die germanische Besiedelung des westlichen Erzgebirges erfolgte im 12. Jahrhundert durch fränkische Bauern. Das eigentliche Waldgebiet aber wurde durch Bergleute aus dem Fichtelgebirge aufgeschlossen, die die Zinnseifen von Neustädtel, Zschorlau, Sosa, Bockau bis nach Eibenstock (Auersberg!), von da bis nach Gottesgab (Fichtelberg!), Seiffen, Platten, Bäringen, Hirschenstand, Neuhammer und Neudeck abbauten. Zinnseifen waren Sand- und Kiesablagerungen der Flüsse oder ehemaligen Flußläufe, die feinverteiltes Zinnerz, selten Kristalle des Zinnsteins (die sogenannten Zinngraupen) enthielten.
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Der Abbau, die „alte Seifenarbeit“, vollzog sich nach Agricola folgendermaßen:
„Man zog unmittelbar am oder im Seifengebirge einen Graben mit starkem Gefälle, dämmte ihn am unteren Ende mit Steinen oder Rasen ab und leitete das Wasser eines Baches hindurch. Während nun ein oder mehrere Seifner mit Keilhauen die zinnhaltige Erde loshackten und in den Graben warfen, standen andere in hohen Wasserstiefeln im Graben und warfen mit der Seifengabel die gröberen Stücke (Wände) heraus; Erde, Sand, Wurzeln und Rasen wurden von dem rasch strömenden Wasser, das am Ende des Grabens über den Damm hinwegstürzte, davongeführt, der schwere Zinnstein aber sank zu Boden. War der Graben gefüllt, so nahm man mit eisernen Schaufeln den am Boden liegenden Sand heraus, schied, indem man die Schaufel im Wasser hin und her bewegte, noch einen Teil des Sandes ab und reinigte den Zinnstein vollends in Trögen mit Hilfe einer kleinen hölzernen Schaufel. Die weitere Isolierung des Zinnsteins geschah in einem Läuterhobel.“ Dort fanden sich dann als letzte Ablagerungen neben Zinnerz in feinsten Teilen und größeren Graupen auch Geschiebe von Zwitter (erzhaltigem Gestein), Turmalin, Wolfram, Rauchquarz, Granaten, Eisensteine und auch Gold in Blättchen und Körnchen.
Ja, wirkliches Gold! Selbstverständlich hatte es seit Urzeiten auch in Deutschland nie an Versuchen gefehlt, das gelbe, gleißende Edelmetall als edelstes und kostbarstes Gut, welches Mutter Erde den Menschenkindern bietet, zu erschürfen, auszuschmelzen oder aus dem Flußsande auszuwaschen. Aus dem Sande der Flüsse Rhein, Donau, Isar und Inn, im Harz, im Thüringer Wald und im Plauenschen Grunde wurde sogar noch bis in die letzte Zeit Gold gewonnen.
Aus dem Mittelalter sind uns so viele Sagen übermittelt von verzauberten Schätzen, von Gold- und Silberlagern, die sicher nicht alle frei erfunden, daß es sich wohl lohnt, alte Schriften und Überlieferungen, die uns von goldkornhaltigem Sande in den Betten unserer heimischen Gewässer und von starken Goldadern im Gebirgsleibe erzählen, auf ihren geschichtlichen Kern hin zu untersuchen.
Peter Albinus schreibt 1590 in seiner „Meißnischen Bergchronika“: „Was für Bäche und örter oben auff dem Gebirge sein, so Meysen und Behmen scheidet (er meint damit nicht nur das Erzgebirge, sondern auch die anschließenden: Fichtelgebirge und Lausitzer Bergland), welche Gold führen, sollen die Fremden, als Welsche und andere Terminirer besser wissen als wir, wie die gemeine Rede gehet. Sonderlich sollen viel schwartze Graupen, wie man sie bei Schlackenwerda wäschet und Goldt draus macht, aus diesem Lande weggetragen werden.“ – „Es ist in dieser Landschaft auch ein Sprichwort, das man an und umb den Fichtelberg (gemeint ist das Fichtelgebirge!) offt eine Kuhe mit einem Stein wirft, welcher besser als die Kuhe ist.“ Wenn das auch sicher Übertreibung ist, so schreibt doch Matthesius, der Bergprediger von Joachimsthal, von meißnischen Goldseifen im Obererzgebirge:
„Das Wasch- und ledig Gold, das in Flüssen und Forellenbächen wächst, wird oft von Felsen und Gängen abgerissen oder von Grus und Dammerde ausgewaschen und vom Gebirge erledigt; es ist das edelste und reinste Gold, dem Kronengolde gleich gehalten und ist ein Quentlein mit 38 Groschen bezahlt worden. Solche Goldkörner, Flietschen und Flämmigen sind an Farbe und Gestalt nicht einerlei. – Alle Bächlein an der Zschopau, die vom rothen Haus auf den Stolzenhain in das Grenzwasser am Weinberg (Weipert) fallen, haben gediegene schwarze Goldkörner bei sich geführt und die, so sich darauf verstanden, in kurzem reich gemacht. Im Grenzwasser Pila (Pöhla) hat man ebenfalls gute Goldkörner gefunden, die sich auch flötschen lassen wie Blei, und diese hält man für die besten, desgleichen im Bächlein Conduppel schwarze Körner, die man auf dem Amboß breit schlagen konnte. Im Preßnitzer Wasser haben die Alten gut Gold gewaschen, und hinter dem Spitzberge über Jöhstadt hat der Bach viel und gute Silberkörner gegeben. In allen Bächen zwischen Wolkenstein und Annaberg, die in die Zschopau fallen, hat man Granaten gefunden, als der beste Zusatz zum Gold und Körner so gut als Rheinisch Gold. In Forellenbächen um Marienberg haben die Alten gediegene Goldflietschen klein und groß gewaschen. Am Schwarzwasser und seinen Einfällen über und um Platten, Gottesgab und Breitenbrunn werden noch Goldflietschen gesammelt und bisweilen feine Stüflein gediegenen Goldes gefunden, welche von Chymisten höher denn ander Gold gehalten werden. An der Schneeberger Mulde werden auch deren gefunden und bei Eibenstock hat in einer Seifen, der Goldbrunn genannt, ein Mann des Tages 1 ½ Pfund Goldkörner waschen können, deren ein Pfund 14 bis 18 Gulden gegolten.“
Von den Fürsten und Behörden wurden die Suchen nach vermuteten Goldlagerstätten, nach Seifen und Anbrüchen in jeder Beziehung unterstützt und durch hohe Versprechungen und finanzielle Ermunterungen gefördert. Aber schon Christian Lehmann sagt 1699: „Man hat sich auf churfürstlichen Befehl sehr bemühet, die Goldgänge aufzusuchen, aber vergebens“; auch hätte „Churfürst Johann Georg I. darnach große Freiheit versprochen, wenn sie dergleichen Gänge entblößen würden“.
In dem betreffenden Bergdekret von 1624 heißt es: „Wofern auch jemand in unseren Landen, besonders an Orten, wo bisher verschiedentlich Goldkörner und Flietschen gefunden wurden, Goldseifen und Waschwerke zustande bringt oder Golderzführende Gänge entblößt, gegen den wollen wir uns nach Befinden mit besonderer Gnade, deren er sich wohl zu erfreuen haben soll, zu erzeigen nicht unterlassen.“
Der Buchholzer Pfarrer Christ. Meltzer schreibt 1718 in seiner zweiten Schneeberger Chronik: „Wie große Freiheit auch der glorwürdige Churfürst Johann Georg II. Gnädigst versprochen habe, hätte man keinerlei Goldgänge ausrichten und enblößen können, daher auch Ihre Königliche Majestät in Pohlen, als sie bey dero letzteren Anwesenheit den Schneeberger Bergmeister Fischer um Gold gefraget, zur Zeit keine Versicherung deshalben hatte erhalten mögen.“
Heinrich der Fromme, der gewiß nicht an Prunk und irdischen Gütern hing, ermunterte die sächs. Bergleute, nach Gold zu suchen. Der Sekretär am herzoglichen Hofe, Bernhard Freydinger, erzählt uns in seiner Lebensbeschreibung 1563, daß dem Herzog Heinrich zwei Tage vor seinem Tode von seiner Gemahlin ein gelbes leinenes Säcklein auf das Krankenlager gereicht wurde, in dem „drey Goldkörner selbst wachsenden, gediegenen Goldes lagen, so nie ins Feuer kommen waren, ein jegliches einer ziemlichen welschen Nuß groß“.
(II) Daß in unserem Vaterlande wirklich sehr früh Goldbergbau betrieben wurde, lehren uns der Schenkungsbrief Kaiser Friedrich I. über die Bergwerke im Bistum Meißen an den Bischof Heinrich zu Meißen vom Mai 1232, die Belehnung des Markgrafen Friedrich des Ernsthaften von Meißen im Jahre 1333 mit einem Goldbergwerke durch Kaiser Ludwig den Bayern (am Valtenberge, wo man wirklich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Gold schürfte), ebenso der Vertrag Anarchs von Walde und Hirarchs von Waldenburg, Herren zu Wolkenstein, mit dem Markgrafen von Meißen 1407, in dem sächsische Goldwäschen erwähnt werden. Das erste Dokument einer Belehnung in Sachsen auf Gold findet sich im Bergbelehnungsbuche des Bergamts zu Freiberg, S. 261b (von 1531), und betrifft eine Goldfreiheit am Schleißbache im Amt Eilenburg. 1596 wurde vom Oberbürgermeister des erzgebirgischen Kreises eine Goldseifen bei Voigtsberg, damals zum Bergamtsrevier Schneeberg gehörig, verliehen.
Johann Friedrich, Herzog zu Meißen, erhielt eine Kette von Waschgold aus der Elbe. Bei Leisnig wurde Goldsand gewaschen und Funde einzelner Goldkörner bei Rochlitz im Muldenbett und im benachbarten Revier gaben Anlaß zu der Sage, der Rochlitzer Wald stünde auf einem Goldmassiv. Vielleicht erklären sich die Erzählungen, Schnitter hätten beim Getreidemähen am Galgenberge bei Arletzgrün (Joachimsthal) einen „Zahn lauteren Goldes“ gefunden, mitten im Scheibenberge erhöbe sich eine Goldsäule u.a.m. in ähnlich einfacher Weise.
Viel scheint aber nirgends gefunden worden zu sein. Lehmann erzählt von Goldkörnern „bis zwei Dukaten schwer“ aus erzgebirgischen Flüssen. 1733 wurde in Hanns Christoph Ungers Zinnseifen am Auersberg ein Goldkorn von 13 As Gewicht (ca. 7 Gramm nur!) gefunden und noch im selben Monat durch das Freiberger Bergamt dem Kurfürsten „alleruntertänigst“ überreicht. Oder sprechen die Sagen die Wahrheit, die oben Albinus andeutet, daß nämlich das „Fett schon abgeschöpft war“, daß Ausländer, „Ziegeuner und Welsche zuzeiten heimliche Schätze und viel Edelgestein ausgeforschet und in Kobern und Butten von dannen hinweg getragen“?
Es sind wirklich genug sichere Zeugnisse und Aussagen vorhanden „daß durch mehrere Jahrhunderte hindurch (etwa von 1300 bis zum 30jährigen Krieg) in aller Heimlichkeit und unter Beobachtung größtmöglicher Vorsicht fleißige Hände goldhaltig Gestein gegraben, Gold aus dem Bachbett geholt und in ansehnlichen Mengen außer Landes gebracht haben“. Man nannte diese Fremden Walen oder Venetianer nach ihrer Herkunft. Mit Namen kennt man u.a. folgende: Giovannus, Carnero, Sebastian Verso, Johann Schott, Dr. Markus, M. Hieronymus, alle aus Venedig, Antonius Piger aus Florenz, Bastian (=Sebastian) Dersto, Matz (Matthias) Ricol, Schlascan, Adam Bauch, George Bauch, Moses Hojung und die Brüderpaare Christoph und Hanß, Friedrich und Barthel, ebenfalls alle aus Venedig usw., alles Leute, die der Überlieferung nach (mehrere Sagen deuten darauf hin, können aber wegen Platzmangel [wie sie Meiche, Grässe, Köhler usw. in ihren Sagenbüchern angeben] hier nicht erzählt werden) von guter Herkunft waren. Diese „Walen, Welsche, Wallonen, Venetianer, Zigeuner, Florentiner, Meyländer, Modeneser, ingleichen Brabanter und Flandrer“, wie sie heißen, schlichen als Mausefallen- und Pflasterhändler unansehnlich gekleidet durch alle Waldtäler und Gründe, prüften überall das Gestein, den Sand der Bäche, legten, ohne daß die braven Gebirgler es wußten, Schächte und Sandwäschen (Seifen) an, verrieten weder die Fundstellen noch die Menge des schon fortgeschleppten Goldes, wenn sie ertappt wurden, schrieben sich aber jede Fundstelle in kleinen Büchlein (es existiert noch eine Reihe dieser seltenen Wa
enbüchlein) auf und kehrten meist – als reiche Schatzgräber – in ihre Heimat zurück.
So interessant es wäre, einiges aus diesen Schriften (u.a. veröffentlicht von Lehmann 1699 und 1764, Dr. D. Kellner 1702, Schurig 1875, Grässe, Meiche, Köhler, Schurtz, Bernau) über Goldfundstätten im Erzgebirge mitzuteilen, möchte ich es doch heute unterlassen. Außerdem steht fest, daß diese Walenberichte auf Glaubwürdigkeit keinen Anspruch erheben können.
Vielleicht gaben aber doch die Walen erst den Sachsen den Anstoß, ihre Bergländer auf Edelmetall gründlich zu untersuchen. Für das Vogtland scheint das festzustehen. Die wichtigsten Goldseifen Sachsens – zwar nicht mehr zum eigentlichen Erzgebirge gehörend – befanden sich dort: an der Göltzsch. Reichenbach hieß in älteren Schriften oft „die alte Berg- und Goldwäscherstadt“. Historisch beglaubigt ist nur, daß Herrn Wolf von Schönberg 1580 zwei Goldseifen (an der Göltzsch und am „Heinerdörffer Bach“) verliehen wurden. Zu Albinus Zeit wusch man auch im „Leretz- oder Lorenzbach“. Bei Steinheide und Kottenheide gab es richtige Goldbergwerke, die dem Schneeberger Bergamte unterstanden. 1535 erhielt dieses vom Kurfürsten den Befehl, dem Herzog Georg zu hinterbringen, „daß er wegen des Verlags zum Goldbergwerk auf der Steinenheide und zum Goldkauf 500 Gulden mit vorschießen möchte.“
Im vorhergehenden Jahre erst hatte Kurfürst Johann Friedrich der „Bergstadt“ Steinheide eine Bergordnung verliehen, 1536 mußten die Schneeberger sogar einen besonderen Bergmeister dorthin schicken. Am erfolgreichsten war dieser Goldbergbau in den Jahren 1541 bis 1546. Die Erträgnisse wurden zwischen dem Kurfürsten und Herzog geteilt. Daß der Gewinn auch hier nicht allzugroß war, ergibt sich aus den sogenannten Teilerzetteln, die bei den gemeinschaftlichen Sitzungen der beiderseitigen Bergsachverständigen herausgegeben wurden. Eines dieser Protokolle – vom Jahre 1545 – enthält im Anschluß an die Angabe der recht mageren Ausbeute aus der Steinheider „Goldgrube“ den Zusatz: „Geht jetziger Zeit mehr darauf, denn man Nutz hat.“ Im Jahre 1701 schlug man Medaillen aus vogtländischen Golde, über dessen Herkunft die Angaben nicht übereinstimmen. Entweder stammte es aus der Göltzsch, aus Steinheide oder aus Voigtsberg. Ersteres ist nicht unwahrscheinlich, da um diese Zeit die Goldwäscherei in der Göltzsch wieder aufgenommen wurde. (Noch bis ins vergangene Jahrhundert hinein hat es nicht an Versuchen gefehlt, den Betrieb der Wäschen neu zu beleben. Die Regierung ließ in den Jahren 1774, 1781, 1819 und 1839-1842 Untersuchungen anstellen, die aber doch ergaben, daß auf lohnende Ausbeute bei dem gegenwärtig gesunkenen Wert der Edelmetalle nicht zu rechnen sei.) Der Schneeberger Chronist erzählt, daß die Dukaten-Medaillen aus Kottenheider Seifengold bestanden und den Schneeberger Spruch auf der Wappenseite enthielten: „Wenig Zubuß, Viel Ausbeut, Machet Fröhliche Bergleut!“
Aus dem Jahre 1536 wird berichtet: „Sogar in der Nähe Schneebergs bei Zwickau erhob sich dieses Jahr Goldbergbau; wenigstens gabs ein gewaltiges Geschrei; wenn auch der Erfolg den rege gewordenen Hoffnungen nicht entsprach. Schon im vorigen Jahr nämlich hatte ein gewisser Hans Schlesier, ein Goldwäscher, auf dem Gebiete des von Wolframsdorf und Derer von der Planitz in Neumark bei Zwickau auf Gold gemuthet, jedoch von den Grundbesitzern solches Hindernis erfahren, daß er sich unmittelbar an den Kurfürst mit der Bitte um Schutz in seinem Vorhaben wenden mußte. Johann Friedrich forderte zuerst von dem Amtsschösser in Zwickau, Wolff Pöhm, Bericht über die Lage der Sachen. Dieser schreibt u.a. mit: „Nun ist nicht ohn, daß der Enden viel Goldes ist gewaschen worden, und wo Goldgänge antrafen, sollte nicht geringer Nutz geschaffen werden …“. Diesen Bericht sandte der Kurfürst an den Hauptmann zu Schneeberg, Hanns von Weißbach, und an den Amtsverweser daselbst, Paul Schmidt, mit Befehl, die Sache zu untersuchen und zu sehen, was getan werden könne, ihm auch dann Bericht zu erstatten. Über den Erfolg dieser Angelegenheit ermangeln wir zwar bestimmter und zuverlässiger Nachrichten, allein kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß die im Werk begriffenen Versuche auf Gold bei Neumark zustande gekommen sind und nicht ganz ohne Ertrag gewesen sein mögen; denn sonst würde im Jahre 1544 nicht gemessener Befehl ergangen sein, daß die von der Mosel, die Römer zu Steinpleis und die von Wolfersdorf zu Neumark sich der Verleihung und des Zehnten nicht anzunehmen, noch die Arbeit in den Goldseifen zu hindern befugt wären“. Aus späterer Zeit ist über die Neumarker Fundstätte nichts überliefert.
(III) Bekannter ist die Geschichte des „reichen Goldganges“, den ein Niederhaßlauer Schneider Hertel mit Hilfe der Wünschelrute in der Nähe Niederhohndorfs entdeckt zu haben glaubte. Dank seiner rührigen Reklame für den Stollen „Goldener Engel“ bildete sich eine Gewerkschaft, und 1696 erschien in Zwickau eine Broschüre „Johann Eckardt von Naxagoras, Beschreibung des ohnweit Zwickaus zu Niederhohndorf gefundenen goldischen Sandes“, in der behauptet wurde, daß der gefundene Eisensand ein bis zwei Lot Gold im Pfund enthalte. Schneeberger Sachverständige untersuchten und begutachteten an Ort und Stelle den „Goldgang“ und stellten fest, „daß das Ganze wahrscheinlich nur eine Mystifikation geschäftstüchtiger Teilnehmer sei“. „Von all dem erhofften Glanze blieb nichts übrig als der Name des Gasthofes, der an der Stelle des alten Bergwerkes steht, der „Goldene Engel“.
In Zinnseifen des oberen Erzgebirges hat man nicht selten Gold gewonnen, zuweilen sogar in beträchtlicher Menge. „Ein kurfürstlicher Befehl vom Jahre 1657 beruft sich darauf, daß die alten Annaberger Zehntrechnungen auch einen bedeutenden Betrag an Waschgold erwähnen und ermahnt die Zinnseifner zu aufmerksamen Nachsuchen; angeblich waren unter Johann Georg I. (1611-1656) jährlich über 50 Mark aus den Wäschen des Erzgebirgischen Kreises an die Zehntenkammer eingegangen. Bekannt wegen ihrer Goldfunde waren die (schon bereits erwähnten) Eibenstöcker Seifen, die bei Johann-Georgenstadt und besonders die bei Jugel.“ In der Johanngeorgenstädter Gegend waren besonders die Fundstellen am Pechhöfer, Steinbach und Schwarzwasser bekannt. Beim letztgenannten überreichte ein Bergmann dem Kurfürsten Johann Georg II. Einen halben Federkiel voll Gold und soll dafür auf sein Besitztum Abgabenfreiheit erhalten haben. Daß ein so unbedeutendes Ereignis Aufsehen erregen konnte, beweist, wie gering durchschnittlich die Menge des gewaschenen Goldes gewesen sein muß. Noch vor 150 Jahren gab es Leute, die sich Zinnseifnern zugesellten und um kärglichen Gewinn dem Golde nachgingen.
Bei Jugel war auch einmal am Rabenberg ein wirkliches Goldseifenbergwerk im Gang. Im Preßnitzer Wald hieß ein Revier „die Goldzeche“, was vielleicht auf einen jener alten Versuche hinweist, das Gold im festen Gestein zu suchen, wie man sie auch bei Eibenstock vor Zeiten unternommen hat. Zwischen Purschenstein und Claußnitz im östlichen Erzgebirge wurden im Jahre 1668 Herrn Kaspar von Schönberg drei Fundgruben verliehen und ein Goldbergbau begonnen, der doch auf irgendwelchen Vorkommnissen von Gold beruht haben mag. Zu Paulshain bei Dippoldiswalde endlich bestand 1560 ein Goldseifenwerk; im nahegelegenen Malter finden sich noch die sogenannten Goldgruben, bei Rabenau eine „Goldstampfe“. Bei Wolkenburg eröffnete 1571 eine Annaberger Gewerkschaft ein Zinn- und Goldbergwerk im Schafgrund und Goversdorfer Grund.
Im oberen Erzgebirge ist somit der Goldreichtum ein höchst geringfügiger gewesen; etwas reichlicher befindet sich das vielbegehrte Metall in den nördlichen Teilen des Berglandes, die man in der Regel als das sächsische Mittelgebirge bezeichnet, und in den Einsenkungen oder Becken, die diese Gebirgsfalte vom eigentlichen Erzgebirge trennen. Die wichtigsten Vorkommnisse mögen ebenfalls kurz erwähnt werden.
Ein Goldbergbau im festen Gestein fand zu Hohenstein westlich von Chemnitz statt. An einen großen Ertrag auch in früher Zeit wird man kaum glauben können, wenn man hört, daß die aus dem gewonnenen Golde geprägten Dukaten (Anfang des 17. Jahrhunderts) Stück für Stück 27 Taler Unkosten verursachten. Dieses Goldvorkommen, über das von Charpentier in seiner Mineral. Geographie Genaueres mitteilt, interessiert deshalb, weil es das Entstehen von Goldseifen in der dortigen Gegend hinlänglich erklärt. So wusch man bei Chemnitz Gold aus dem Sande des Kappelwassers; noch wichtiger waren die Goldseifen bei Euba, die zu einem langdauernden, freilich oft unterbrochenen Bergbau Anlaß gaben. Im Jahre 1576 erfolgte die erste bekannte Verleihung. 1591 wurde die Konzession erneuert und 1597 gab es drei Gruben „Goldene Krone“, „Löwe“ und „Goldenes Schwert“. Noch 1717 wurde zu neuen Versuchen eine Summe aus der Schurfgelderkasse bewilligt.
Goldseifen im Walde bei Hainichen und Falkenau werden oft erwähnt, zuerst 1551. Ein Bericht von 1556 spricht sich schon wenig günstig aus; die Fundgrübner, die ein „schechtel“ gemacht hatten, waren arm und es schien nicht viel Aussicht vorhanden, daß sie etwas erreichten. Ein „Kübel“ des „Gebirges“ gab bei der „Sicherung“ fünf oder sechs „Flämmchen“ Gold. Andere Unternehmer suchten den Bergbau in den Jahren 1565 und 1589 wieder aufzunehmen; in der Folgezeit scheint dort niemand mehr sein Glück versucht zu haben. Zu Falkenhain bei Mittweida und in der Umgebung dieser Stadt überhaupt lagen Goldwäschen, so bei Seifersbach, wo sich noch jetzt Raithalden finden, am Schniebach und Erlbach, zu Ottendorf und an der Zschopau. Bei Rochlitz hat man, wie oben erwähnt, vorzeiten Gold gewaschen, bei Penig wurde 1566 ein Seifenwerk angelegt, bei Cossa schon 1525 (nach Schmid, Historia aurifodinarum, Dissertation von 1804, die älteste urkundliche Nachricht über Goldseiferei in Sachsen). Versuche hat man auch bei Freiberg zu Langenhennersdorf (1583 bis 1590) und Waltersdorf angestellt, ferner zu Etzdorf und Dohna (1577).
Die Blütezeiten des Erzbergbaues in unseren Bergen sind dahin. Wie um Silberfunde, so ist es erst recht um Goldausbeute ruhig geworden, und die geologische Durchforschung des Gebietes hat nicht viel Hoffnung auf weiteren gewinnbringenden Edelerz-Bergbau übrig gelassen.
Als Hauptquellen für vorliegende Arbeit wurden neben verstreuten Artikeln benutzt und zitiert: Engelschall, Beschreibung von Johanngeorgenstadt 1723, – Meltzer, Schneeberger Chronik 1684 bzw. 1713, – Albinus, Meißner Bergchronik 1589/90, – Oettel, Historie von Eibenstock 1748, – C. Lehmann, Schneeberger Chronik 1837/40, – Herzog, Chronik von Zwickau 1839/45, – Chr. Lehmann, Historischer Schauplatz 1699, – Schurtz, Seifenbergbau und Walensagen 1890.
Quelle: Erzgebirgisches Sonntagsblatt, Illustrierte Wochen-Beilage zum Tageblatt „Annaberger Wochenblatt“, 41, 42 u. 43/1929