Goldsuche in Oberviechtach
Historische Goldsuche bei Oberviechtach
Im Oberpfälzer Wald ist seit dem Mittelalter eine rege Bergbauaktivität überliefert, denn die besonderen geologischen Verhältnisse schufen die Grundlagen für die Gewinnung verschiedener Metallerze und Industrieminerale. In jüngerer Zeit waren dabei vor allem der Eisen- und Flußspatabbau von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Oberpfälzer Waldes.
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Man spricht gelegentlich sogar von der Oberpfalz als dem ,,Ruhrgebiet des Mittelalters“ und nimmt damit Bezug auf die umfangreiche Rohstoffverarbeitung und die damit verbundene große Bedeutung der primären mineralischen Rohstoffe. Vor allem die Eisenerze förderten die Entwicklung des Wohlstandes in der damaligen Zeit. Nach unzähligen wirtschaftlichen Krisen des Oberpfälzer Bergbaus kam dieser in den letzten Jahren ganz zum Stillstand, und in vielen Gegenden hat statt dessen der Tourismus einen neuen Erwerbszweig ermöglicht. Wo sich heute Urlauber erholen, war die Landschaft einst von fleißigen, ausgemergelten und von der harten Arbeit gezeichneten Bergleuten geprägt. Wo heute Wanderwege durch kühle Wälder führen, durchwühlten einst dem Goldrausch verfallene Abenteurer und Glücksritter den steinigen Boden.
Das Gebiet um Oberviechtach war nicht für Eisenvorkommen, sondern vielmehr für zahlreiche Goldvorkommen bekannt. Dieser bislang weitgehend unberücksichtigte Aspekt der örtlichen und auch regionalen Wirtschaftsgeschichte ist für die heimatkundliche Forschung der Oberpfalz von Bedeutung. Ziel der vorliegenden Arbeit, die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben will und kann, ist es, die bekannten Kenntnisse über den früheren Bergbau als Basis und Ansporn für eine sorgfältige Weiterarbeit zusammenzustellen.
Das Interesse des Autors an dem in den vergangenen Jahrhunderten zum Teil in Vergessenheit geratenen Goldbergbau des Oberpfälzer Waldes wurde bei geologisch-mineralogischen Untersuchungen im Rahmen einer Prospektionskampagne der Firma Preussag AG Metall im Jahr 1983 geweckt. Im Laufe der Jahre konzentrierten sich die Untersuchungen auf das Gebiet der Langau, nördlich von Oberviechtach, und es konnte aus einer Vielzahl von Einzelbeobachtungen ein Mosaik zusammengesetzt werden, das ein deutliches Bild der Bergbaugeschichte im heutigen Stadtbereich von Oberviechtach erkennen läßt.
Diese interdisziplinäre Betrachtungsweise mit einer Synopsis historischer Fakten und neuer naturwissenschaftlicher Ergebnisse erweitert auch die Kenntnisse über die Bergbau- und Industriegeschichte der Oberpfalz.
Die Aktualität dieser Arbeiten zeigt sich darin, daß das Gebiet immer weiter untersucht wird. Erst in den Jahren 1994 und 1995 wurden umfangreiche geochemische Untersuchungen von der Firma Rio Tinto Zinc GmbH und eine erste montanarchäologische Grabung im Auftrag des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege im Bereich der Abbauspuren bei Unterlangau durchgeführt.
Es ist zu hoffen, daß auch in Zukunft noch interessante Informationen in Archiven auftauchen werden und sich vielleicht auch das Verständnis der Lagerstätten komplettieren wird. Wichtigstes Ziel sollte jedoch eine verstärkte montanarchäologische Untersuchung des Gebietes sein.
Spurensuche
Über Jahrhunderte haben Interessierte – zunächst Erzsucher, dann Geologen und Mineralogen – das Gelände durchstreift, Generationen von Historikern und Heimatpflegern haben sich durch die Archive und Bibliotheken ,,gewühlt“, so daß man meinen könnte, in einem Gebiet wie der Oberpfalz müßte jeder Stein und jedes Detail der Geschichte bekannt sein.
Beim genaueren Hinsehen entdeckt man jedoch immer wieder Nischen, die seit Jahrhunderten weitgehend unbearbeitet geblieben sind und auch heute noch echte ,,Entdeckungen“ ermöglichen. Dazu gehört sicher das Thema ,,Goldbergbau in der Oberpfalz“.
Eines der überraschendsten Ergebnisse dabei ist, daß wir heute selten Neues entdecken, sondern meist nur ehemals bereits Bekanntes wieder entdecken. Selbst durch die intensive Suche mit modernsten naturwissenschaftlichen und technischen Mitteln konnten eigentlich keine wesentlichen neuen, vom Bergbau unangetasteten Goldvorkommen gefunden werden. Die Prospektoren des Mittelalters und der frühen Neuzeit haben mit Fleiß und Können selbst in den entlegensten Winkeln das Gold aufgespürt und wenigstens versuchsweise abgebaut. Vielfach wird die Frage gestellt, wie dies möglich war. Ein wesentlicher Faktor, den wir heute in Ermangelung derselben meist vergessen, ist die Zeit. Der heute nachweisbare Bergbau erstreckte sich über nahezu sechs Jahrhunderte; über diese lange Zeit konnten viele Leute mit viel Fleiß auch eine große Fläche durchsuchen. Verglichen mit den heutigen Laufzeiten von Projekten von einigen Monaten oder bestenfalls wenigen Jahren, wird der ,,Erfolg“ der früheren Bergleute somit eher verständlich.
Im Rahmen der hier vorgelegten Bearbeitung wurden demzufolge zunächst alte Goldabbaue und damit die Goldvorkommen aufgesucht. Diese fanden sich vor allem durch die Auswertung schriftlicher und mündlicher Überlieferungen sowie alter und neuer Landkarten.
Anhand dieser Ergebnisse wurden durch Geländebegehungen sowie durch mineralogisch- geochemische Untersuchungen die Ausbreitung und die wirtschaftliche Nutzbarkeit der Goldvorkommen überprüft. In diesem ersten Teil der Beschreibung der Goldvorkommen werden die Informationen aus den schriftlichen und kartographischen Quellen und deren realer Hintergrund im Gelände betrachtet. Der zweite Teil wird sich dann mit der Bestandsaufnahme der Goldvorkommen hinsichtlich ihrer chemischen und mineralogischen Zusammensetzung, mit dem geologischen Rahmen und den Möglichkeiten der montanarchäologischen Untersuchung befassen.
Schriftliche Überlieferungen
Archivunterlagen stellen auch für die Rekonstruktion der Bergbaugeschichte von Oberviechtach die wichtigsten Quellen dar. Glücklicherweise blieben einige Archivalien vor allem im Staatsarchiv Amberg und im Hauptstaatsarchiv München von Kriegswirren und sonstigen Zerstörungen verschont, so daß wichtige Epochen der Goldgewinnung im Stadtgebiet von Oberviechtach bis in Einzelheiten nachvollziehbar sind.
Die früheste Erwähnung findet das Goldbergwerk in der Langau bereits am Anfang des 14. Jahrhunderts. In einer Verpfändungsurkunde aus dem Jahre 1318 geht die Existenz des Bergwerks am Gütting bei Unterlangau hervor (Primbs, 1886, zit. in Hanauer, 1975).
Einen wesentlichen Überblick über die Bergbauakten des 16. Jahrhunderts aus dem Staatsarchiv Amberg liefert Knöpfler (1924), dem als ehemaligem Hauptstaatsarchivar vor allem auch die Transkription weiter Teile der schwierig zu lesenden Dokumente zu verdanken ist.
Die Zusammenstellung von Bauer (1970) gibt größtenteils nur die Textpassagen von Knöpfler (1924) wieder, ohne jedoch dessen Arbeit zu zitieren. Gleiches gilt für den Artikel von Hanauer (1975), der beide Vorgängertexte nicht zitiert. Detaillierte Informationen über den Bergbau liefert ein ziemlich umfangreicher Aktenbestand aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der im Hauptstaatsarchiv München‘ aufbewahrt wird. Teile dieser bergbehördlichen Akten wurden von Flurl (1792, Neuausgabe 1992: 177-178) zusammengefaßt und von Blab (1960) in einigen wesentlichen Passagen wiedergegeben.
Auf die genannten archivalischen Quellen wird jeweils an den relevanten Stellen im Text Bezug genommen; eine Zusammenstellung der Quellen findet sich in den Anmerkungen am Ende des Textes.
Geschichte der naturwissensch. Beschreibungen
Der Goldbergbau im Bereich Oberviechtach taucht bereits in den ersten geologisch- mineralogischen Beschreibungen von Bayern auf. Vor allem die ,,Altmeister“ der Geologie und Mineralogie Bayerns, Mathias von Flurl (1792) und Carl Wilhelm v. Gümbel (1868) nennen und beschreiben viele Goldvorkommen (Lehrberger, 1993a). Mathias von Flurl (1756-1823) war der Pionier der Geologie und Lagerstättenforschung in der Oberpfalz und in ganz Bayern. Eine erste Zusammenschau der Goldvorkommen Böhmens, des Bayerischen Waldes und des Oberpfälzer Waldes verfaßte Posepný (1895), der seine Angaben für den Bereich der Oberpfalz aber auch im wesentlichen von den obengenannten bayerischen Autoren bezieht.
Erst Manske & Sternberg (1964/65) erkannten im Rahmen ihrer geomorphologischen Untersuchungen richtig, daß die häufig auftretenden Grübenfelder dem alten Goldbergbau zuzurechnen sind und weder eine natürliche Ursache haben, noch einen verteidigungstechnischen Zweck erfüllten.
Auffällig ist, daß insgesamt nur sehr wenige Dokumente über den Goldbergbau berichten. Dies liegt vermutlich in der Tatsache begründet, daß der Bergbau bereits eingestellt war, als Bücher zur Verbreitung von wissenschaftlichen Ergebnissen in größerem Umfang gedruckt wurden.
Im Spiegel der Sagenwelt
Die Bergleute sind in zahlreichen Sagen und Geschichten die Vorbilder für Gestalten wie Zwerge, Gnome, Schrazeln oder allgemein Bewohner der ,,Unterwelt“. Dies mag darauf beruhen, daß viele Bergbaue in abgelegenen Gebieten liegen und das Dunkel im Berginneren seit jeher als mystisches Milieu galt. Auch waren die Bergleute häufig Fremde, die auf der Suche nach Arbeit in die ländlichen und dünnbesiedelten Gegenden kamen und mit vorsichtigem Abstand betrachtet wurden. Schließlich war und ist der Beruf des Bergmanns eine Tätigkeit für rauhe Gesellen, die in der damaligen Zeit von der meist bäuerlichen Bevölkerung beargwöhnt wurden.
In den Sagen werden die fremden ,,Goldsucher“ häufig als Venetianer bezeichnet, da offensichtlich viele Prospektoren aus dem Süden kamen. Die venetianischen Goldschmiede und Glasmacher hatten einen großen Bedarf an Edelmetall und Metallen zum Färben bzw. Entfärben von Glas und sandten ihre Rohstoffsucher in die metallreichen Gebirge in Deutschland, da das Gebiet um Venedig nur wenige metallische Rohstoffe in sich birgt. Die äußere Erscheinung der Fremden machte die Leute für die Bevölkerung der Oberpfalz freilich noch befremdlicher: sie waren mit einem ,,dreispitzigen Hut, Schurzfell und einer Waidtasche“ bekleidet (Schramm, 1985: 192). Außerdem trugen sie allerhand seltsame Gerätschaften zum Erzsuchen mit sich herum. Agricola (1557) gibt einen zeitgenössischen Eindruck der ,,eigenartigen“ Erzsucher (Abb. 2).
Die Venetianer, wer immer auch hinter dieser Bezeichnung wirklich stand, brachten ein Wissen in diese Gegend, mit dem sie den örtlichen Bauern und Waldarbeitern weit überlegen waren, weshalb aus den Sagen immer auch ein wenig Bewunderung spricht.
Nach Eichenseer & Röhrich (1986) ist auch der vielzitierte Spruch: „Wirft einer in der Oberpfalz einen Stein nach einer Kuh, so ist der Stein oft mehr wert als die Kuh“ den Venetianern zuzuordnen.
Am Stangenberg bei Pirk sollen nach einer Erzählung, die 1909 in der Zeitschrift ,,Die Oberpfalz“ (Autor: wohl Schönwerth) erschien, die venetianischen Bergleute tätig gewesen sein:
Die Venediger: Warum die Leute den Schatz im Wildsteiner Schloßberge nicht mehr finden, hat seinen Grund. Die Venetianer sind schuld daran. Sie waren ja in hiesiger Gegend. Barg der Schloßberg wirklich Schätze, dann haben sie diese gehoben, denn die hatten es ja recht bequem mit dem Schatz finden, sie zündeten einfach drei schwarze Kerzen an, sagten ihren Spruch, und Tür und Tor öffneten sich zu den verborgenen Schätzen. In der Nähe von Wildstein liegt der Stangenberg. Eine Waldabteilung darauf heißt „Silbergrube“. Der Name rührt von den Venedigern her; denn diese gruben da droben nach Silber. Die Ausländer wurden von den Leuten gemieden, galten sie doch als Verbündete des Teufels. Kein Wunder, die schwarzen Kerzen waren zu verdächtig.
Der Schatz von Wildstein hat mit größter Wahrscheinlichkeit keinen lagerstättenkundlichen Hintergrund, sondern beruht offensichtlich auf Funden von Münzen und evtl. anderen Edelmetallobjekten im Bereich der alten mittelalterlichen Burgbefestigung. Die Angaben über den Stangenberg haben sehr wohl einen reellen Hintergrund und tauchen in abgewandelter Form immer wieder auf. So gibt auch Schramm (1985: 192- 194) eine derartige Variation der Sage über die Venediger am Stangenberg wieder:
.Im Wildsteiner Schloßberg lag ein großer Schatz, der für die Leute unauffindbar war. Daran waren die Venediger schuld. Sie hielten sich in hiesiger Gegend auf und hatten es recht bequem mit dem Schatzfinden. Sie ztindeten einfach drei schwarze Kerzen an, sprachen ihren Zauberspruch, und auf tat sich Tür und Tor zu den verborgenen Schäben.
In der Nähe von Wildstein ist der Stangenberg. Eine Waldabteilung darauf heißt die Silbergrube. Der Name rührt von den Venedigern her, die da droben nach Silber schürften. Am Stangenberg hatte der Stangenbauer seinen Hof. Einmal kam er in die Nähe der Silbergrube. In seiner Tasche trug er ein Messer mit drei Kreuzeln darauf, damit ihm ’s Herlmannl nichts anhaben konnte.
Als er bei der Grube angekommen war, erhob sich plötzlich ein Windgspreil und wollte den Stangenbauer entführen. Doch da kam’s an den Unrechten. Flugs warf er das Messer nach dem Gspreil, und das fiel unglücklicherweise in die Silbergrube. Dort war es verschwunden. Der Bauer konnte sich plötzlich nicht mehr vom Platze rühren. Jetzt kamen die Bergleute aus dem Schacht und trugen einen verletzten Kameraden heraus. Ein Auge war ihm ausgestochen. Sie fluchten dem unbekannten Übeltäter und verschwanden. Da erhob sich wieder das Windgspreil und trug den Stangenbauer fort durch die Luft. In einer großen Stadt ließ es ihn nieder. Hier war er ganz fremd und verstand die Sprache der Leute nicht. Als er so ratlos durch die Straßen dieser Stadt schlenderte, hörte er mit einem Mal seinen Namen rufen. Er drehte sich um und erkannte unter den rufenden Leuten die Venediger Bergmänner vom Stangenberg. Unter ihnen war auch der Einäugige. Angst und Furcht erfaßte da den armen Stangenbauer, denn er fürchtete, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Wohl gaben ihm die Venediger zu verstehen, daß er nun in ihren Händen sei, doch habe er nichts zu befürchten, weil er ihnen in seiner Heimat immer freundlich und gefällig war. Sie ermahnten ihn, er möge nie wieder ein Messer oder einen anderen gefährlichen Gegenstand in einen Schacht werfen. Der Stangenbauer versprach ’s und versicherte, er habe nur nach dem Windgspreil werfen wollen. Die Venetianer beschenkten den Bauer und zeigten ihm den Weg aus ihrer Heimatstadt. Kaum hatten sie sich von ihm verabschiedet, da erhob sich auch schon wieder ein Windgspreil, und – a Wischer – da war der Stangenbauer wieder in seinem Stangenhof. Seit der Zeit ist die Silbergrube verlassen.
Der Hintergrund der Sage ist möglicherweise in erzieherischer Richtung zu suchen, um einerseits die unkundigen Bewohner vor dem Sturz in die offenen Bergwerksanlagen zu schützen, andererseits die Bergleute in den Schächten vor hineingeworfenen Gegenständen abzusichern. Vermutlich wollten auch die nur in der Sommersaison anwesenden Bergleute verhindern, daß in ihrer Abwesenheit jemand die Gruben durch das Hineinwerfen jedweder Gegenstände verunreinigte oder unzugänglich machte.
Ebenfalls auf den Stangenberg bezieht sich folgende Wegbeschreibung in einem Büchlein aus dem Jahre 1730 (Brückmann):
„Stangenberg; von Naburg frage nach Teintz 5, darnach zu St. Jakob 6 und gen Errenreuth 7, oder Ofenreuth zu Bartholomei 8, darnach gegen Pulreuth 9 darnach gegen Princkligt 10, darnach gegen Stangenberg, so gehe zu dem Brunnen von dem Todenkopff, da fließt ein Wässerlein gegen Niedergang, über dem Brunnen, an einem spitzen Berg oder Felsen, da findest du an einer Buchen ausgeschnitten Sonn und Mond und ein Fäßlein forne unter dem Loche, da räume etwas Kies tief auf, so findest du zwey Gänge, die beyde gut sind, deren rechter Hands gelegener Gold in weißem Quarz führet. “
Ein anderer ,,mystischer“ Ort für die örtliche Bevölkerung ist das sogenannte Güttingloch. Die alten Leute in Unterlangau und Pullenried erzählen häufig von diesem Loch, das ,,unendlich“ tief sein soll, und weder Menschen, noch Tiere, die hineinfallen, könnten je wieder alleine herauskommen und müßten jämmerlich ertrinken. Wie unten noch ausführlicher dargestellt wird, handelt es sich bei dem heute weitgehend zugewachsenen Sumpfloch um die Überreste eines Schachtes des historischen Goldbergbaus, der in den 1980er Jahren – Tiefensondierungen des Verfassers zufolge – noch etwa 5 m tief reichte.
Namen zum Goldbergbau
Das Wissen über Erzvorkommen überliefert sich häufig in der Namensgebung von Ortschaften, Bächen und Flurabteilungen. Im Oberpfälzer Wald zeigt sich, daß, wie in anderen Gebieten Bayerns (Puchner, 1970), derartige ,,Goldnamen“ nicht willkürlich vergeben wurden, sondern recht gut mit Goldvorkommen oder Bergbauspuren zusammenpassen. Sie sind somit als echte Fundhinweise zu werten.
Im Raum Oberviechtach befindet sich bei der Hannamühle der ,,Goldbrunnen“. Bei diesem Bach handelt es sich allerdings um eine Fehlbenennung, denn der eigentlich goldführende Bach liegt etwa 500m weiter nördlich und ist in der topographischen Karte als ,,Scharbrunnen“ verzeichnet. Entlang dieses Baches finden sich ausgedehnte Abbauspuren, und es konnte auch im Bach Gold gefunden werden. Die Namensverwechslung, wohl im Rahmen der Vermessung, ist damit offensichtlich.
Der ,,Goldbach“ bei Wildeppenried ist ein weiterer direkter Hinweis auf die Edelmetallführung. Allerdings bezieht sich die Goldführung nach den neueren mineralogischen Untersuchungen lediglich auf den Bereich der Mündung des Goldbaches in die Murach.
Am Stangenberg findet man den Flurnamen ,,Silbergrube“ am südlichen Abhang des Berges. Diese Benennung für eine Waldabteilung im Staatsforst wurde gerade für denjenigen Bereich gewählt, in dem die unten genauer bezeichneten Abbauspuren am Stangenberg liegen. Der Hinweis auf Silbergewinnung könnte eine Fehlinterpretation der Bezeichnung ,,güldisches Silber“ sein, was allerdings ebenso Gold meint (vgl. auch 2.3).
Eine Besonderheit bezüglich der Flurnamenforschung stellt die Bezeichnung ,,Gütting“ dar. Mit diesem Namen ist eine Flur südöstlich von Unterlangau gemeint, auf der sich auch das ehemalige Goldbergwerk befindet. Dieser Name leitet sich wahrscheinlich von der Guetung, dem ,,guten Platz“, ab und ist somit ein Hinweis auf den (gold)reichen Boden an dieser Stelle. Eine analoge Benennung stellt der ,,Güttenberg“ östlich von Winklarn dar, an dem ebenfalls ehemalige Goldabbaue zu finden sind.
Bergbauspuren und Aufbereitungshalden
Die Begriffe ,,Bergbauspuren“ und ,,Aufbereitungshalden“ werden häufig als Bergbauspuren im weiteren Sinne zusammengefaßt, da es sich bei beiden um eine Folge der bergmännischen Gewinnung von Rohstoffen handelt.
Als echte Bergbauspuren sind vor allem Abgrabungsspuren zu verstehen, bei denen das Fehlen von Material gegenüber dem ursprünglichen Zustand typisch ist. Halden entstehen sowohl beim Bergbau, wenn taubes Gestein deponiert wird, als auch bei der Erzaufbereitung, wenn das zerkleinerte und erzleere oder abgesiebte Material nach der Abtrennung des Goldes aufgeschüttet wird. In den schriftlichen Quellen werden die Bergbauspuren und Halden häufig als ,,Seifenhübel“ oder auch ,,Seifenhügel“, ,,Goldseifen“, ,,Bingen“ oder ,,Grübenfelder“ bezeichnet, was bereits auf die wesentlichen morphologischen Merkmale der Bergbauspuren hinweist.
Der Begriff ,,Seifnen“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet Tröpfeln oder Sickern (Veith 1870/1871: 441). Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurde das Verb ,,seifnen“ vor allem im Zusammenhang mit Gold oder Zinn für ,,waschen“ verwendet. In der Lagerstättenkunde wird als Seife ein sekundäres Vorkommen eines besonders schweren oder widerstandsfähigen Minerals bezeichnet. Diese Anreicherung bestimmter Minerale durch Verwitterung und Abtrag kann durch das fließende Wasser (fluviatil), die Meeresbrandung (marin) oder die Kraft des Windes (äolisch) entstehen. In der Oberpfalz ist bei den sekundären Lagerstätten naturgemäß nur die Anreicherung fluviatiler Art von Bedeutung. Die ,,Seifenhügel“ sind die Halden der Goldwäscherei und bestehen aus gesiebtem oder bereits ausgewaschenem Sand 12
Als ,,Bingen“ oder ,,Pingen“ werden in der einschlägigen Literatur über Bergbauspuren Schürfgruben bezeichnet. Dies sind meist runde oder ovale Hohlformen, die durch den Abbau von goldhaltigem Gestein entstanden sind. Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff ,,Pinge“ enger gefaßt und bezeichnet ausschließlich die Einsturztrichter an der Erdoberfläche über alten untertägigen Bergbauen (Veith 1870/1871: 365). Für die abflußlosen Hohlformen der alten Goldtagebaue wird die Bezeichnung Schürfloch oder Trichtergrube verwendet.
Als ,,Grübenfelder“ bezeichnet man geschlossene Bereiche, in denen die obengenannten Hohlformen und Halden flächig auftreten.
Sie setzen sich aus einer Vielzahl meist weitgehend regellos angelegter Hügel, Wälle, abflußloser Senken und Gräben zusammen. Manchmal sind die Hohlformen auch perlschnurartig hintereinander aufgereiht und durch kleine Schwellen miteinander verbunden. Abb. 4 vermittelt einen Eindruck, wie man sich den Abbau an den kleinen Bächen vorzustellen hat.
Diese Abbaue liegen teilweise in den Talauen, sie können sich jedoch auch an den Hängen bis zum felsigen Untergrund erstrecken. Heute findet man Bergbauspuren meist nur noch in bewaldeten Bereichen, da sie im offenen Gelände im Rahmen der Flurbereinigungsmaßnahmen oder bereits früher durch Einfüllungen mit Zivilisationsabfällen eingeebnet wurden. An einigen Stellen in der Langau kann man in den Wiesen aus der unruhigen, leicht welligen Morphologie auf verfüllte Grübenfelder schließen. Gegen ihre Umgebung sind die Grübenfelder in der Regel durch eine deutliche Geländekante abgegrenzt, wobei das umgebende Gelände höher liegt als das Grübenfeld. Diese Geländeform ergibt sich aus der Materialentnahme im Abbaubereich und der Weiterverarbeitung am Flußlauf der Murach, wo man entsprechende Aufschüttungen findet.
Die Höhenunterschiede zwischen den Hügeln und Eintiefungen können mehr als 5 m betragen, der Durchmesser der Hohlformen schwankt zwischen 2 und 10 m. Die Grübenfelder können bis zu 150 m breit und bis zu 1 km lang werden und bedecken in vielen Fällen Flächen von einigen 10000 Quadratmetern Größe.
Das Material, aus dem die Hügel aufgebaut sind, besteht aus unsortierten Sanden, Kiesen, Schottern und zum Teil Gesteinsblöcken mit einem Durchmesser von mehr als 20 cm. Das Ausgangsmaterial weist die gleiche Zusammensetzung auf wie die unterlagernden Gesteine, im wesentlichen Gneise mit eingeschalteten Quarzlinsen. Die Komponenten des Haldenmaterials sind schlecht gerundet, bisweilen kantig. Daraus läßt sich schließen, daß sie keine weiten Transportwege zurückgelegt haben.
Priehäusser (1954) nahm aufgrund der beschriebenen Merkmale des Hügelmaterials für derartige Grübenfelder bei Rötz eine Entstehung im Zusammenhang mit den Gletschern der letzten Eiszeit an. Er setzt damit eine sehr tiefe Lage der Firngrenze im Ostbayerischen Grenzgebirge voraus. Aktuelle glazialmorphologische Publikationen (Hauner, 19801 Jerz, 1993) gehen jedoch davon aus, daß die Firnvereisung im Bayerischen Wald auf Höhen über 1000 m ü. NN beschränkt war, und im Oberpfälzer Wald gibt es höhenbedingt überhaupt keine Belege für eine Firnvereisung, so daß eine glaziale Entstehung der Grübenfelder klar auszuschließen ist.
Die Entstehung der Grübenfelder durch Bergbauaktivität wird sowohl durch die bereits oben erwähnten Beschreibungen als auch durch eine Reihe weiterer Kriterien bestätigt:
So fällt eine relativ steile Hangneigung der Hügel von 30 – 40″ im Gegensatz zu der flachen Morphologie der umgebenden Wald- und Wiesengebiete auf. Die Hügel sind mit einer sehr dünnen Humusdecke von nur 5-10 cm Dicke überzogen, während der Waldboden außerhalb der Grübenfelder 20 – 30 cm mächtig ist. Diese beiden Merkmale weisen auf das geringe Alter der Hügel hin.
Weitere stichhaltige Argumente für die anthropogene Entstehung der Grübenfelder sind Funde von Holzkohleresten und Hufeisen in den Schotterhügeln (Manske & Sternberg, 1964/65). Auch am Braunbeergraben bei Unterlangau wurden im Rahmen von Untersuchungsbohrungen Holzkohlehorizonte mit einer Mächtigkeit bis 10 cm im Bereich der Bergbauspuren angetroffen.
In der montanarchäologischen Grabung auf der Trasse der Erdölpipeline im Jahre 1995 konnte in den Haldenzonen des Bergwerks Gütting bei Unterlangau an einigen Stellen Holzkohle gefunden werden.
Die Langau – eine „Goldgrube“
Im Verlauf der umfangreichen und vielseitigen Untersuchungen kristallisierte sich das Murachtal zwischen Plechhammer und Oberlangau als zentraler Bereich des ehemaligen Goldbergbaus in der Umgebung von Oberviechtach heraus.
Die Häufung der Bergbauspuren im Murachtal geht aus der Übersichtskarte hervor. Darin sind auch die Probenpunkte und die Goldfunde eingetragen. Dabei wird deutlich, daß sehr viele Bäche in diesem Gebiet Gold führen. Die höchsten Gehalte wurden im Umfeld von Unterlangau festgestellt. Daher wurden dort auch die umfangreichsten geologischen Untersuchungen durchgeführt.
Die vier wichtigsten Lokalitäten sind der Gütting-Wald bei Unterlangau, der Braunbeergraben bei der Tannermühle, der Forellenbach bei der Neumühle sowie der Stangenberg zwischen Pirk und Oberlangau.
Goldbergwerk Gütting-Wald
Geschichte des Bergbaus Das ,,Goldbergwerk zur Langenau“ – womit die Lokalitäten Gütting-Wald sowie Braunbeergraben und Forellenbach gemeint sind – war bereits um 1300 bekannt. So ist der ,,Geschichte und Genealogie der Paulsdorfer“ (Primbs, 1886: 118, zit. in: Hanauer, 1975: 119) zu entnehmen, daß Kaiser Ludwig am 30. April 1318 dieses Bergwerk an Konrad Paulsdorfer von Tännesberg verpfändete.
Die nächsten Erwähnungen stammen dann erst aus dem Jahre 1571, als sich am 20. April ein gewisser Christoph Mathikoffer und ein gewisser Hans Röder aus Budweis in Böhmen an den Pfleger, also den damali- gen Verwalter, zu ,,Fichten“ (= Oberviechtach) mit folgendem Bericht wandten: Sie hätten gehört, daß Pfalzgraf Friedrich III. dem Bergbau und den Bergleuten besonders gut gesinnt sei. Nun wäre zu ihnen ein armer, aber ihnen wohlbekannter und redlicher Bergmann, Andreas Rötzer, gekommen und habe ihnen berichtet, daß in der Kurpfalz bei Langau ein Goldbergwerk, die Guetung genannt, sich befinde. Er habe sich mit ihnen beratschlagt, und sie seien sich einig geworden, dieses Bergwerk auch anzunehmen und „ain Verlag darauf zu thuen“. Sie hätten beschlossen, ihn, Rötzer, zu diesem Bergwerk zu schicken und beim Pfleger um den Bergbau anzuhalten und zu muten sowie sich wegen der Bergordnung zu erkundigen. Andreas Rötzer wolle das Bergwerk erschürfen „ain schlich waschen“, ihnen gründlich berichten und eine „augenscheinlich Prob“ heimbringen. Tatsächlich hätten sie inzwischen Bericht über die Bergordnung und Freiheiten und eine augenscheinliche Probe erhalten und seien gesonnen, neben anderen Bergleuten dort ein „stattlich Bergwerk“ aufzurichten, wovon dann die pfalzgräfliche Kammer künftig großen Nutzen zu erwarten habe. Sie bitten daher, den Andreas Rötzer auf genanntem Bergwerk zuzulassen und beifolgenden Aufnahmezettel zu unterschreiben. Auch möge der Pfleger den genannten Bergmann wohlwollend in Schutz nehmen, daß er und seine Arbeiter von keinem beschwert würden und sicher an die Arbeit gehen könnten. Zunächst sollte man ihm einen ,,Schlich“ 13 erlauben, damit er eine Probe bringen könne. Das Gold solle ja alles gegen Barzahlung auf die Kammer geliefert werden (Knöpfler, 1924) 14
Ein Ausschnitt des Originaltextes lautet in moderner Schreibweise:
Ich, N., des churfürstlichen Pfalzgrafen bei Rhein, Pfleger zu Fichten, bekenne mit dieser Schrift, daß ich dem Andreas Rötzer auf seines Muten und seines Herren Begehren anstatt meines gnädigen Herrn Churfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein, das Goldbergwerk und Seifenwerk, die Guetung genannt, bei Langenau gelegen, in einer neuen Verleihung gab 100 Lachter in die Breite und 200 Lachter lang, Inhalt Vernehmung der Goldbergordnung und Goldseifenwerk, samt dem Wasser auch Grabens und Bach. So man zu Notdurft dieses Bergwerks gebrauchen möchte, daß er dasselbe mag bauen, sein Glück und Heil von männiglich unverhindert allda suchen, das zu mehrer Sicherheit und Glaubwürdigkeit gab ich solche Verleihung anstatt meines gnädigen Herrn und Herrn Bergmeisters mit meiner Handschrift und Botschaft verfertiget. Actum zur Fichten, den 20. April 1571.
Das zitierte Schreiben erhielt der zuständige Pfleger zu Murach, Georg Pielenhofer. Andreas Rötzer legte noch einen Revers 15 vor, daß er für den Herzog 16 nur ,,mueten“ wolle, und zwar auf dem Goldbergwerk oder Seifenwerk, genannt die ,,Guetung“ bei der Langau in einem Geviert von hundert Lachtern in der Breite und zweihundert Lachtern 17 in der Länge auf Goldgänge und Goldseifenwerke.
Der Verwalter von Murach sandte das Schreiben am 24. Mai 1571 an die Regierung in Amberg weiter. Diese teilte Josef Pielenhofer bereits am darauffolgenden Tag, dem 25. Mai 1571, mit, daß sie dem Bergmeister auf der Freiung 18 , Martin Kuttner, Befehl gegeben habe, nächsten Montag wegen dieses Bergwerkes sich nach Murach zu begeben und es mit dem Pfleger zusammen in Augenschein zu nehmen. Der Pfleger solle dann Bericht erstatten.
Von dem geforderten Bericht ist nichts bekannt, offensichtlich wurde der Fall nicht weiter aktenkundig verfolgt.
Wie die meisten Bergwerke dürften auch die Goldabbaue bei Oberviechtach durch die starke Dezimierung der Bevölkerung sowie die Hungersnöte während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) längere Zeit brachgelegen haben. Dies scheint durch das bisherige Fehlen jeglicher schriftlicher Hinweise für einen Zeitraum von über 150 Jahren belegt zu sein. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts tauchen wieder Belege für den Bergbau auf: so beschreibt Flurl (1792, Neuausgabe 1992. 177/178), daß 1763 bei Pullenried ein erneuter Versuch unternommen worden sei, das Gewerbe der Goldsuche mit der Errichtung der „dazu nöthigen Poch- und Waschherde“ wieder anzuregen. Des weiteren führt er aus (Neuausgabe 1992, 178): „Man beschrieb hierzu den königlichen Bergschreiber Riedl und einen gewissen Bergpraktikanten Schwarzkönig von Eule in Böhmen und richtete die dazu nöthigen Poch- und Waschherde vor. Als aber der gemachte Versuch die Kosten lange nicht trug, so wurde dasselbe nach fünf Jahren wieder eingestellt Die Hauptschwierigkeit bey diesen goldführenden Seifenstrichen ist ihre etwas tiefe Lage; denn nicht der ganze im Schutte daliegende Sand führet Gold bey sich; sondern die an diesem Metalle reichere Lage befindet sich gegen 3 Fuß tief unter dem Rasen. Es sollte also entweder ein ordentlicher Bau darauf vorgerichtet werden oder die ganze obere Schicht zugleich weggearbeitet werden. Beydes übersteigt aber an Kosten das, was dann an Golde dadurch erhalten würde, besonders wenn hiebey noch einige Beamte aufgestellet sind.
Flurl bezieht sich bei seinen Angaben auf einen Aktenbestand, den man noch heute unverändert im Hauptstaatsarchiv in München unter der Signatur ,,Oberbergamt München 870″ finden kann und der wohl seither nur von Blab bearbeitet wurde. Dies läßt sich daraus ableiten, daß Blab (1960: 312) viele Details über den Goldbergbau in der Langau liefert, die bei Flurl (1792, Neuausgabe 1992: 177-178) nicht erwähnt sind.
Der Aktenbestand enthält eine Vielzahl von einzelnen Briefen, in denen die dienstliche Korrespondenz zwischen dem Bergwerk in Unterlangau und dem Bergamt in Bodenwöhr dokumentiert ist. Außerdem sind darin Kostenaufstellungen, Berichte über den Betriebsablauf sowie der bisher einzige Plan des Stollens und der Halden (Abb. 8, S. 83) enthalten.
So scheint die Goldwäscherei bei Pullenried, entgegen der Angabe Flurls, der das Jahr 1763 nennt, bereits ab 1755 in Betrieb gewesen zu sein. In den Jahren 1755 bis 1758 wurde das ,,Seifengoldschlichwerk“ bei Pullenried auf Befehl des Grafen von Haimhausen (Abb. 7) unter der Leitung des Bergoberverwesers Johann Joseph Arnold einige Zeit weiter betrieben, wozu das Bergamt Bodenwöhr im Jahr 1755 424 Gulden und 1756 weitere 75 Gulden 56 Kreuzer vorstreckte. Offensichtlich dauerte der erste Versuchsabbau bis ins Jahr 1758, und erst 1763 sollte dieser auf Initiative des Oberbergmeisters zu Amberg, Johann Joseph Arnold, weiter betrieben werden. Zu diesem Zwecke wurde der Bergpraktikant und geübte Goldwäscher Johann Schwarzkönig 19 , der zwei Jahre lang in einem ungarischen Goldbergwerk 20 gelernt hatte und bereits Schichtmeister beim Graf Kollowratischen Goldbergwerk St. Joseph in Eule in Böhmen 21 gewesen war, dem kurfürstlichen Münz- und Bergwerkkollegium empfohlen. Er erachtete das Goldseifenwerk Pullenried für abbauwürdig.
Die Waschversuche fanden schließlich 1763 in Unterlangau (damals: Vorderlangau) bei Pullenried durch Schwarzkönig unter Mithilfe des Bergmanns Zintl aus Bödenwöhr und des Bergmanns Anton Huber aus Dörmasol in Böhmen statt. Die gewonnenen ,,Goldflameln“ (Goldflitter) wurden dem Grafen von Haimhausen zugeschickt. Daraufhin wurden mit Befehl des Münz- und Bergwerkkollegiums vom 23. Juni 1764 dem ehemaligen Bergschreiber zu Eule in Böhmen, Anton Riedl, sämtliche oberpfälzischen Seifen- und Waschwerke, besonders das zu Pullenried, zur Aufsicht übertragen. Als ,,Bergmeister des Goldseifenwesens“ erhielt er die stattliche jährliche Besoldung von 1500 Gulden.
Da dieser Mann in der Oberpfalz fremd war, begleitete ihn der Oberverweser Wenzel Arnold „um ihm die dasige Gegend zu zeugen und in hiesigen Gebräuchen zu unterrichten“.
Blab (1960: 151) erwähnt auch, daß sich Ende August und im September 1764 der Oberverweser Joh. Wenzel Arnold mit Graf Sigmund von Haimhausen zur Besichtigung des Goldseifenwerkes nach Pullenried sowie nach Amberg begab. Am 26. September hielt sich dann Graf von Haimhausen, von Amberg kommend, in Bodenwöhr auf, wo sich das für die Langau zuständige Bergamt befand.
Dieser Besuch zeigt die Bedeutung dieses erneuten Bergbauversuches. Graf Sigmund von Haimhausen, der selbst in der Umgebung von Eger große Bergwerke besaß, war der Vorstand des Bergwerkkollegiums, also der obersten Bergbehörde (Lehrberger, 1993b). Er hatte das Goldseifenwerk in der Langau offensichtlich zur ,,Chefsache“ erklärt.
Vielleicht war dieser Besuch entscheidend für den Entschluß, noch im selben Jahr (1764) ein Pochwerk zu erbauen 22 . So kam die Goldwäscherei noch im Laufe des Jahres 1764 in Gang. Das Pochwerk war nötig, um das Gestein soweit zu zerkleinern, daß das Gold daraus freigesetzt wurde.
Johann Schwarzkönig erhielt ein jährliches Sustentations-Gehalt 23 Von 200 Gulden, das von der Bergwerkskasse zu Bodenwöhr durch Oberverweser Arnold ausgezahlt wurde. Auf Befehl des kurfürstlichen Münz- und Bergwerkkollegiums wurde eine Probe von Goldsand nach Eule in Böhmen eingesandt 24 . Johann Wenzel Arnold besichtigte selbst wiederholt das Pullenrieder Seifenwerk und berechnete auf Grund der Versuche einen wöchentlichen Goldgewinn von 40 Gulden und die wöchentlichen Ausgaben in Höhe von 2 Gulden, so daß ein wöchentlicher Reingewinn von 16 Gulden in Aussicht stand. Ab 1765 war Oberverweser Fuhrmann 25 für das Goldseifenwerk zuständig.
Der Goldbergbau bei Unterlangau war jedoch nicht von langer Dauer, denn bereits 1767 wurde er wieder aufgelassen. Zuletzt war dort Johann Beck als Reinwäscher 26 tätig 27. Bergmeister Riedl wurde wieder entlassen und ging nach Hohen-Elbe (14 Meilen hinter Prag), wo er wieder einen Berggeschworenen-Dienst antrat. Der Bergoberverweser Fuhrmann sollte die Goldseifenhütte bei Unterlangau verkaufen, doch es fand sich zunächst kein Käufer.
Schließlich erwarb sie im Jahre 1768 der Hofmarksinhaber zu Pullenried und Plechhammer, Herr von Schmauß, für 50 Gulden; das ,,Eisengezeug“ wurde aber nach Bodenwöhr gebracht 28. Nach Bauer (1970:127) war 1768 Georg Michael von Schmauß Besitzer der Hofmark Pullenried und zugleich Betreiber einer Spiegelglasschleife in Plechhammer. Über den weiteren Werdegang des Gebäudes in Besitz des Herrn von Schmauß ist bisher nichts bekannt, eine Recherche in den Archivalien zur Familiengeschichte der Schmaus könnte hier noch wesentliche Auskünfte geben, hätte aber im Rahmen dieser Untersuchung zu weit geführt.
Abbauspuren
Der alte Bergbau befindet sich unmittelbar östlich des Dorfes Unterlangau und erstreckt sich hangabwärts bis östlich der Straße Plechhammer-Mitterlangau über eine Länge von ca. 600m und eine Breite von bis zu 300m. Wie aus der Bergbauspurenkarte des Gütting-Waldes (Abb. 10) hervorgeht, sind ein nordöstlicher und ein südwestlicher Streifen mit alten Abbauen zu erkennen, die durch ein weitgehend unangetastetes Gebiet voneinander getrennt werden.
Im westlich der Straße Plechhammer-Mitterlangau gelegenen Gebiet ist die südwestliche Abbauzone stärker ausgebildet. Die Schürfgräben und Trichtergruben haben sehr steile Flanken und können bis zu 5 m Tiefe erreichen. Zur Straße hin werden sie flacher und sind dort teilweise mit Müll und Bauschutt verfüllt. Die nordöstliche Abbauzone ist in Form langgezogener Gräben und flacher Mulden angelegt.
Im Bereich östlich der Straße sind die Hügel und Gräben der südwestlichen Abbauzone völlig eingeebnet. Das leicht wellige Wiesengelände und eine ausgeprägt fleckige Struktur im Luftbild lassen den Verlauf der ehemaligen Bergbaue erkennen. Im Rahmen der Verlegung der Ölpipeline nach Böhmen wurde bei einer montanarchäologischen Grabung in diesem Bereich eine Abbautiefe von ca. 5m ermittelt. Die Ergebnisse dieser Grabung werden im 2. Teil dieses Beitrags vorgestellt.
Die nordöstliche Abbauzone ist weitgehend in ihrer ursprünglichen Form eindrucksvoll erhalten. Die Trichtergruben und Schürfgräben sind bis zu 4m eingetieft. Zur Murach hin enden die Gräben und Haldenhügel an einer halbkreisförmigen Geländekante, die als Abbaufront des ehemaligen Tagebaus identifiziert wurde. Im ehemaligen Tagebau findet sich eine etwa kreisrunde, mit Wasser gefüllte Vertiefung, das sogenannte ,,Güttingloch“. Die Tiefe beträgt heute noch etwa 4-5 m; wahrscheinlich handelt es sich um die Schachtpinge des Richtschachtes 29 des Goldbergwerks des 18. Jahrhunderts.
Vermutlich wurde vom Tagebaubetrieb am Gütting das abgebaute Erz zur Weiterverarbeitung an die nahe gelegene Murach gebracht, wo das Pochwerk gestanden haben muß. Dort sind zahlreiche Haldenhügel zu finden, während im Gütting-Wald große Mengen an verwittertem Gestein abgegraben sind.
Braunbeergraben und Tannerlbach
Die Spuren des Goldabbaus am Braunbeergraben erstrecken sich vom Murachtal nach Osten bis in eine Höhe von 635 m ü. NN. Über eine Länge von mehr als 600 m und eine Breite von teilweise mehr als 150 m sind entlang des Braunbeergrabens zahllose Schürfgräben, Schürflöcher und Haldenhügel erhalten (Abb. 12). Vor allem im unteren Teil erreichen die Hügel eine Höhe von nahezu 4 m (Abb. 11).
Parallel dazu treten auch entlang des Unterlaufes des Tannerlbaches Bergbauspuren auf, die etwa parallel zu denen des Braunbeergrabens verlaufen. Es ist – wie beim Abbau am Gütting-Wald – anzunehmen, daß das Material zumindest teilweise ins wasserreiche Murachtal gebracht wurde, um das Gold dort auszuwaschen. Dafür spricht die deutliche Verbreiterung des Abbaufeldes am Braunbeergraben in Talnähe. Nach Südosten endet der Abbau im felsigen Bereich mit einem ca. 10 m tiefen Geländeeinschnitt. Östlich der Bergbauzone findet man zahlreiche sumpfige Verebnungen, die meist von einem Wall talwärts begrenzt sind. Diese Anlagen sind Reste alter Staubecken, die den Bergleuten das nötige Wasser für einfache Aufbereitungsanlagen lieferten.
Bergbau am Forellenbach
Aus den historischen Unterlagen des Staatsarchivs Amberg geht hervor, daß 1571 ,,bei der Jüdin in der vorderen und mittleren Langenau … ein Waschwerk bestand“ (Knöpfler, 1924). Diese Lokalität erwähnt auch v. Gümbel (1868: 902) zweimal, nämlich als ,,Vorkommen von Seifengold bei der Neumühl“.
Ein Dokument des Staatsarchivs Amberg (Fasz. 35) vom 28. Juli 1574 enthält einen Bericht des damaligen Pflegers von Murach namens Pielenhofer an die Regierung in Amberg: Was das Waschwerk bei der ,,Jüdin“ zu Vorder- und Mitterlangau betreffe, so sei Sebastian Vorstauer, der sich ,,von Salzburg“ nenne, bei ihm, dem Pfleger, gewesen und habe einen Lehenszettel von Martin Kuttner, Bergmeister, über das Waschwerk vorgezeigt und dann diesen Sommer das Waschwerk angefangen. Er wolle daselbst eine Schmelzhütte aufrichten, ein Schmelzofen mit Blasebalg sei bereits erstellt. Als er nun hinaus gekommen sei, habe er zwar das Häusel, den Schmelzofen und ein Sieb zum Waschwerk gesehen, aber kein Gold (Knöpfler, 1924).
Abbauspuren
Das Bergbaugebiet am Forellenbach zieht sich von etwa 600m ü. NN mit einer Breite von durchschnittlich 70m auf einer Länge von etwa 800 m hangabwärts. Im Bereich des Oberlaufs des Forellenbaches sind die Mulden weniger tief, verglichen mit den mächtigen Wällen am Unterlauf. Das südwestliche, obere Ende der Bergbauspuren verläuft sich in einem Wiesengelände, in dem die Gräben und Hügel eingeebnet wurden. Nach Nordwesten geht die Abbauzone fließend in die Haldenzone an der Murach über.
Haldenzone an der Murach
Der gesamte Bereich an den Ufern des kleinen Flusses Murach zwischen dem Gütting-Wald, der Tannermühle und der Neumühle wird von Waschhalden gesäumt. Die Aufschüttungen des ausgewaschenen Materials bedecken einen etwa 50 m breiten Streifen im Tal. An den Einmündungen des Braunbeergrabens und Forellenbaches gehen die Haldenhügel des Murachtals direkt in die Grubenfelder entlang dieser Bäche über.
Gümbel (1868: 537) erwähnt die Lokalität als ,,alte Seifenhügel bei der Greinerschleif“; auf seinen geologischen Uraufnahmeblättern verzeichnete er die Abbauspuren mit einer Vielzahl kleiner Halden (Abb. 14).
Im Talgrund der Murach sind nur untergeordnet Spuren einer Grabtätigkeit gefunden worden. Aufgrund dieser Tatsache und da sowohl im Gütting-Wald als auch am Braunbeergraben und Forellenbach eindeutig nachzuweisen ist, daß Material abtransportiert wurde, ist anzunehmen, daß es sich bei den Hügeln zwischen der Tannermühle und der Neumühle um Halden einer zentralen Goldwäsche handelt.
Das zugehörige Pochwerk oder Anlagen zum Goldwaschen aus der letzten Betriebsperiode im 18. Jahrhundert konnten bisher nicht lokalisiert werden, was an jüngsten Erdaufschüttungen und der dichten Vegetation liegen mag.
Goldabbaue bei Stangenberg am Pirk
Nach den Archivalien aus dem Staatsarchiv Amberg (Amt Murach, Fasz. 28, Nr. 334) hat am Stangenberg bei Pirk im 16. Jahrhundert ein Bergbau auf Gold bestanden. Diese Lokalität am Stangenberg meint vermutlich auch v. Gümbel (i868: 537), wenn er Schichten „unmiltelbar bei Pirk“ nennt, die „wahrscheinlich … goldhaltig sind“.
Die ersten Hinweise auf den Bergbau am Stangenberg sind aus dem Jahre 1574 bekannt (Knöpfler, 1924). So berichtet eine weitere Akte des Staatsarchivs Amberg (Fasz. 35), daß am 28. Juli jenes Jahres die Regierung in Amberg dem Pfleger Pielenhofer den Auftrag gab, darüber zu berichten, was Klaudius Busetus, ein Wällischer 30 , am Stangenberg, der hiermit zum ersten Mal erwähnt ist, mit seinen ,,Verwandten“ an Gold mache, wohin und wem sie es verkauften und wie es sonst mit der Sache beschaffen sei, damit die Regierung mit der von ihm selbst gemachten Anzeige, er wolle das gewonnene Gold in acht, spätestens vierzehn Tagen gegen Barzahlung in Amberg abliefern, wisse, was zu unternehmen sei. Der Pfleger berichtet daraufhin, er habe dieser Tage in eigener Person des Klaudius Pätzedi Bergleute, sowie die im Entstehen begriffenen Gebäude um das ,,Pochwerk“ besichtigt und festgestellt, daß Pätzedi (auch: Claudius Pazedi) und Endres Sternecker zu Pullenried mit ihren ,,Mitgewerken“ unterhalb des Stangenberges ein ,,Weiherl“ geschüttet hätten, das sie zu einer Schütze 31 gebrauchten. Daneben befinde sich ein Pochwerk mit sechs Stampfen, je einen halben Zentner schwer und unten mit Eisen beschlagen, damit sie das steinige Golderz, das sie hier überall am Stangenberg am Tag und unter der Erde im Überschuß fänden, zerbrechen könnten, das sich dann aus den Stampfen selbst ,,flözet“ und ,,wäscht“. Sie hätten vor, an das Pochwerk eine Mühle anzubauen, mit einem Rad, das beide treibe, doch so, daß, wenn sie ein oder zwei Tage Erz schlügen und mit dem Waschwerk säuberten, sie den nächsten Tag dasselbe zermahlen und Gold daraus gewinnen könnten. Der Zimmermann zu Burgtreswitz sei jedoch schuld daran, daß sie das Werk noch nicht eingerichtet hätten. Dieser halte sie schon sechs Wochen hin, verlange aber den doppelten Lohn, weil nur er eine solche Mühle machen könne. Pätzedi habe den Pfleger in Treswitz gebeten, den Zimmermann zur Fertigung dieses Werkes anzuhalten. Pätzedi habe seine Krämerei in Nürnberg verkauft, seine Familie an den Stangenberg gebracht und hoffe Gutes, denn rings um den Berg sei Golderz genug. Ja, er hoffe auch einen Goldgang zu finden und habe bereits angefangen, bei dem Pochwerk einen Stollen zu bauen, den er mit zwei Bergknappen betreiben wolle.
Mit der Goldgräberei am Stangenberg ging es offensichtlich nicht recht voran. Am 2. September 1574 berichtet Pätzedi an die Amberger Regierung, daß die Mühle nicht fertig sei, darum habe er nur kleine Proben Gold erhalten können. Schon vor drei Wochen habe er ziemlich viel Gold schicken wollen, aber der Zimmermann habe ihn im Stich gelassen. Sobald die Mühle fertig sei, wolle er das gewonnene Gold senden, das er nur der Regierung verkaufen werde. Die Regierung habe ihm vor einiger Zeit etliche „Handstein“ zum Probieren gegeben, die er bereits dreimal und jedesmal auf eine andere Weise „aufgesetzt und probiert“ habe, doch könne er darinnen keine Metall- und noch weniger Silbergehalte finden. Er wolle sie aber mit der Zeit noch auf andere Weise „in den Tiegel setzen“ und mit Dingen, die er jetzt nicht zur Hand habe, zum vierten Male ausprobieren und Bericht erstatten.
Die Amberger Regierung schien große Hoffnungen auf die Unternehmungen am Stangenberg zu haben, da sie am 6. September dem Pfleger den Befehl übermittelte, sogleich den säumigen Zimmermann zur Ausführung der Mühle anzuhalten und ihm weiterhin mitteilte, daß alles gewonnene Gold an die Regierung abgeliefert werden müsse. Die an Pätzedi übergebene Goldsandprobe solle dieser alsbald probieren, Bericht erstatten und die Proben einsenden.
Es vergingen fast zwei Monate. Die Regierung schien stutzig geworden zu sein. Am 22. November schrieb sie an den Pfleger von Murach: Sie sende gleichzeitig den Bergmann Hans Vischer in das Amt Murach, damit er am Stangenberge nachsehe, wie Klaudius Pätzedi seine Poch- und Goldmühle errichtet habe und andere Erkundigungen an Ort und Stelle einziehe. Der Pfleger möge ihn an den Stangenberg führen. Pätzedi und seine Mitgewerken sollten aber nicht merken, daß Vischer ein Bergmann, noch weniger, daß er von der Regierung abgeordnet sei. Er solle ihn als einen Verwandten oder guten Freund ausgeben.
Über die tatsächlichen Funde und deren Menge wird nicht näher berichtet. Das Interesse für die Erze vom Stangenberg erwachte erst wieder im 18. Jahrhundert. Im Jahre 1720 wurde auf die Gold- bzw. Silbervorkommen der Gegend in einem Gesuch des churfürstlichen Truchsassen Franz Ferdinand Leopold von Köckh hingewiesen, worin.Seiner Durchlaucht dem Churfürsten schöne Silber Erzt aus der Pfalz überreicht worden sind, welche von dem Stangenberge seien“.
In einem Bericht der Gemeinen Landschaft an den Churfürsten vom 20. März 1728 wird vorgeschlagen, zur Tilgung der vorhandenen Schulden auf die Mineralien in Bayern und der Oberen Pfalz im besonderen schürfen zu lassen:.Man weiß denn nun unter anderem, daß der sogenannte Stangenberg des Pflegeambts Murackher [Murach] in der oberen Pfalz zwei Gänge in sich hat, deren der eine Gold, der ander silberhaltige Erzte führen soll.
Es wird dann beantragt, ein Gesuch des Johann Mayr, einem ehemaligen Richter zu Wiesau, um zwei Fundgruben am Stangenberg abzuweisen und der Gemeinen Landschaft das Generalmandat zu erteilen. In einem weiteren Bericht an den Churfürsten vom 28. Juli des Jahres 1729 heißt es, daß nochmals bergmännische Versuche am Stangenberg gemacht werden sollen, „da die Hoffnung bestehe, in Bälde auf haltbare und bauenswürdige Erzte zu treffen „. Im Hauptstaatsarchiv München wird eine Akte des ehemaligen Bergamts Bodenwöhr „das Bergwerk am Sogenannten Stangenberg Gerichts Murach betr.“ Verwahrt 32 . In der Akte werden 5 Einzelschriftstücke zusammengefaßt, die aus den Jahren 1728 und 1729 stammen. Sie ergänzen offensichtlich den im letzten Abschnitt genannten Aktenbestand. Die Briefe wurden bisher nicht detailliert transkribiert und könnten noch wesentliche Neuigkeiten enthalten. Als sensationeller Fund kann ein dem Aktenbestand lose beigelegtes Blatt gelten, auf dem mit Siegellack drei Metallkügelchen (Durchmesser ca. 1,5 mm) befestigt sind. Es handelt sich dabei um die Produkte einer Probe mit dem Lötrohr. Die Lötrohrprobierkunde war eine frühe Nachweismethode und ermöglichte die ,,Verhüttung“ von Erzproben im Reagenzglas. Als Resultat blieb das gewünschte Metall als tropfenförmige Probe übrig.
Eine Untersuchung der Tropfen vom Stangenberg ergab nun, daß es sich dabei um reines Silber handelt, was bedeutet, daß der Name der „Silbergrube“ am südlichen Abhang des Stangenberges vielleicht doch nicht so falsch sein dürfte.
Eventuell handelt es sich aber auch um einen ,,Analysefehler“, da bei der Lötrohrprobe Blei eingesetzt wird, das ebenfalls Silber enthalten kann.
Abbauspuren
Im Kammbereich und am südöstlichen Abhang in der Waldabteilung „Silbergrube“ finden sich einige große trichterförmige Gruben, die auf den ehemals tätigen Bergbau hindeuten. Die Lage der Bergbauspuren am Stangenberg ist in Abb. 16 dargestellt. Die Bezeichnung ,,Silbergrube“ könnte nach dem Fund der Silbertropfen aus der Lötrohrprobierkunde (s.o.) durchaus berechtigt sein. Jedenfalls läßt sich auch Gold in Boden- und Bachsedimentproben in der Nähe dieser Schürfstellen nachweisen.
Am felsigen Kamm des Stangenberges in einer Höhe von etwa 600m ü. NN findet man heute einen ca. 3 m tiefen Einschnitt im Fels (Abb. 17). Diese bergmännisch hergestellte Vertiefung wird als ,,Silbergrube“ bezeichnet, und an dieser Stelle befindet sich nach Aussage alter Waldarbeiter der verschüttete Eingang zum Bergwerk. Gut erhaltene Halden zeugen vom ehemaligen Abbau, jedoch ließ sich im aufgeschütteten Material kein Hinweis auf den primären Vererzungstyp finden. An einer felsigen Partie am Nordosthang des Stangenberges nahe dem Felskamm sind an zwei Stellen stollenaltige Hohlräume im Fels angelegt, vor denen kleinere Haldenaufschüttungen zu finden sind.
Insgesamt weist der Goldabbau am Stangenberg geringe Ausdehnung auf, was an der schwierigen Gewinnbarkeit des steinigen und nur gering goldhaltigen Erzes gelegen haben mag. Möglicherweise vorhandene untertägige Abbaue sind heute nicht zugänglich. Die geringe Menge an gefundenem Haldenmaterial läßt jedoch keine umfangreichen Stollensysteme erwarten.
Die von Manske & Sternberg (1964/65: 410) angegebene Lokalisierung der Bergbauspuren ist nach neueren Begehungen zu ändern: Die angeblichen Spuren eines alten Goldbergwerks am Westabhang des Stangenberges erwiesen sich als alte Gruben der Sand- und Granitgewinnung für Bauzwecke. Die wirklichen Bergbauversuche auf Edelmetalle befinden sich jedoch wie beschrieben am Südosthang des Stangenberges und im Kammbereich im Umfeld der Silbergrube.
Weitere Abbaue in Oberviechtach
1. Entlang des Rösllohbaches ist eine ausgedehnte Seifenhügelzone zu finden. Vom Murachtal ausgehend, ziehen sich die Wälle und Gruben entlang des Baches bis etwa 620 m ü. NN, wo sie in einem sumpfigen Waldstück im heutigen Quellbereich des Baches enden. Im Murachtal selbst sind die Hügel in landwirtschaftlich genutztem Gelände eingeebnet.
2. Am Falzbach sind die Reste des alten Goldbergbaus bis in 610m ü. NN zu verfolgen. Die Hügel und die Gruben enden am Waldrand unterhalb einer Feuchtwiese. Manske & Sternberg (1964/65: 413) führen die Hügel und Pingen auf ,,ehemals eifrigst betriebene Goldsuche zurück“.
3. Rückbleibsel ehemals vorhandener Goldseifen“ findet man am ,,Drebitzerbach bei Gaißheim“ (Flurl, 1792, Neuausgabe 1992: 177). Der Drebitzerbach wird heute als Tröbesbach bezeichnet; tatsächlich findet man dort ausgedehnte Goldwaschplätze, die sich bis ca. 610 m ü. NN erstrecken. Das Grübenfeld ist ungefähr 50 m breit und 300 m lang.
4. Entlang des Scharbrunnens ziehen sich Abbauspuren von ca. 640 m Höhe bis in das Tal bei der Hannamühle. Ungefähr 400 m nördlich des Scharbrunnens fließt der Goldbrunnenbach; dort konnten jedoch keine Bergbauspuren entdeckt werden, obwohl auch dieser Bach goldführend ist. Wie bereits oben erläutert, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Namensverwechslung seitens der Kartographen.
5. Die Seifenhalden am Hüttenbach zwischen Mitter- und Oberlangau wurden erstmals von Manske & Sternberg (1964/65: 413) beschrieben. Am Hüttenbach sind nur mehr im Unterlauf größere Gräben, Gruben und Hügel zu erkennen. Das Grübenfeld weist insgesamt nur eine geringe Ausdehnung auf, wahrscheinlich handelt es sich lediglich um einen Abbauversuch.
6. v. Gümbel (1868: 537) beschreibt alte Seifenhügel an zwei Punkten im Weißbach. Nordöstlich der Straße zwischen Plechhammer und Weißbach findet sich entlang des Baches und im Wald ein Band von Seifenhügeln, die sich ehemals weiter in Richtung Unterlangau erstreckt haben. Trotz den heute weitgehenden Einebnung der Bergbauspuren ist die unruhige Morphologie im Wiesengrund noch zu erkennen.
7. An dem kleinen Bach im Tannenwald südwestlich von Schönsee konnten Hügel und Pingen gefunden werden. Ob Flurl (1792, Neuausgabe 1992: 177) diese Stelle meint, wenn er Reste von Goldseifen bei Schönsee beschreibt, muß offen bleiben. Das Grübenfeld ist relativ klein, die Hügel sind nur ca. 1 – 2 m hoch. Die Goldgewinnung ist aber durch die Goldführung im Bachsediment nachgewiesen.
8. Am Schieberberg südöstlich von Plechhammer befindet sich im Wald eine Trichtergrube mit etwa 10 m Durchmesser und einer Tiefe von 5 m, die von den Einheimischen als ,,Silbergrube“ bezeichnet wird. Die Morphologie dieses Waldstücks ist relativ unruhig, es finden sich parallele Rinnen und Wälle über eine Länge von 100 m und eine Breite von 50 m. Diese Rinnen sind eindeutig forstwirtschaftlichen Maßnahmen zur Kultur von Kiefernbeständen wahrscheinlich im 19. Jahrhundert zuzuordnen. Dabei könnten allerdings auch ehemals ausgedehntere Bergbauspuren beseitigt worden sein.
9. Die Gruben und Kieswälle bei der Hermannsrieder Mühle an der Einmündung des kleinen Grabenbaches in die Murach wurden von Manske & Sternberg (1964/65: 409) als Goldseifenhalden identifiziert. Die Halden lagern auf einem Lehmhorizont, der etwa im Niveau der Sohle des Murachtals ausgebildet ist. Zwischen dem Lehm und dem Haldenmaterial fand sich eine 2 – 3 cm mächtige Holzkohleschicht, die ungestört auf der Unterlage ruhte. Damit ist ein weiteres Mal die künstliche Aufschüttung der Hügel bestätigt. Die Hügel ziehen sich von den Talauen der Murach hangaufwärts entlang des Grabenbaches und sind bis zu 3m hoch. Oberhalb der Abbauspuren findet man Staubecken und Wassergräben, die ebenfalls der Goldwäscherei gedient haben können.
10. Ein weiteres Grubenfeld erwähnen Manske & Sternberg (1964/65) an der Murach unterhalb der Gartenrieder Mühle. Die Haldenhügel liegen nahe der Straße von Wildeppenried nach Oberviechtach und haben vor allem östlich der Straße eine erhebliche Ausdehnung und Intensität. Dieser Abbau dürfte sich im wesentlichen auf Schotter der Murach beziehen.
Danksagung
Dieser Beitrag ist das Ergebnis langjähriger Recherchen, die von zahlreichen Institutionen, Firmen und Personen unterstützt wurden. Allen denjenigen, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen, sei an dieser Stelle gedankt. Namentlich sei hier zuerst Herr Dr. Lutz Lahusen von der Firma Preussag – Metall genannt. Durch seine Initiative kam ich zum Thema ,,Gold“, und die Ideen für die ersten Geländearbeiten und die Wiederentdeckung des Goldbergwerks bei Unterlangau sind sein Verdienst. Herrn Prof. Giulio Morteani danke ich für die stete Unterstützung meiner Forschungsarbeiten und die Möglichkeiten, die technischen Einrichtungen am Lehrstuhl für Angewandte Mineralogie und Geochemie der Technischen Universität München benutzen zu dürfen. Erst die großzügige Unterstützung durch die Stadt Oberviechtach ermöglichte es, einen Vortrag zu halten, eine Exkursion zu führen und eine Ausstellung im Doktor-Eisenbarth- und Heimatmuseum zu gestalten. Besonders ist hier das Engagement von Herrn Bürgermeister Neuber und Herrn Apotheker Dr. Foißner, vor allem in seiner Funktion als Museumsleiter, hervorzuheben. Ein historischer Überblick ist nur durch den Zugang zum betreffenden Aktenmaterial möglich.
In diesem Zusammenhang möchte ich dem ehemaligen Bergamt Amberg, besonders Herrn Bergoberrat Hofmann, für die Hilfe bei der Suche nach historischen Dokumenten über den mittelalterlichen Bergbau danken. Dem Staatsarchiv Amberg, vor allem Herrn Dr. Ambronn, und dem Hauptstaatsarchiv München danke ich für den Zugang zu den Originalakten des ehemaligen Bergamtes Bodenwöhr. Herrn Dr. Heydenreuter gilt mein Dank für die Hilfe bei der Transkription von Aktenmaterial aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv. Meiner Kollegin Christine Preinfalk danke ich für die Überlassung einzelner Ergebnisse aus gemeinsamen Untersuchungen. Besonders sei an dieser Stelle auf die vorbildlichen Arbeiten der tschechischen Kollegen auf dem Gebiet der Montanarchäologie durch Dr. Jaroslav Kudrnac (Praha) und Dr. Jan Michalek (Strakonice) hingewiesen. Ihre Arbeiten waren mir Vorbild und Ansporn gleichermaßen.
Dr. Gerhard Lehrberger