Geschichte des Rheingoldes
Einst Beruf - heute ein goldiger Freizeitspaß
Die Gewinnung des Rheingoldes ist heute nicht mehr rentabel. Sie vollzog sich in der Vergangenheit auf verschiedenste Art. Zum einen wurde auf eine geneigte Sandbank ein rauhes Tuch gelegt, auf das der goldhaltige Sand gespült wurde. Dabei blieben die meisten Flitterchen haften, wobei sich auch andere Schwermineralien einfanden.
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Eine zweite Gewinnungsart ist die mit Schüsseln. Hierzu berichtet ein 1872 erschienener Beitrag zur geologischen Karte der Schweiz von F. J. Kaufmann:
„Man probiert mittels einer eisernen Schüssel, die einen Fuß im Durchmesser besitzt und ziemlich stark vertieft ist. Mittels Schaufel wird Sand hineingetan nebst Wasser. Man wiegt hin und her, nimmt das Gröbere mit der Hand heraus, bis endlich ein feiner, schwärzlicher Sand übrig bleibt. Wo kein solcher Sand sich zeigt, da ist auch kein Gold. Dieser Sand enthält die Goldplättchen, nach deren Zahl und Größe man urteilt, ob eine fernere Arbeit geraten sei oder nicht. Fünf bis sieben Goldplättchen garantieren für einen guten Taglohn. Auf den Tag wurde in der Regel so viel Material verarbeitet, daß zwei bis drei Pfund Sand heimgetragen werden konnten. Der tägliche Verdienst betrug durchschnittlich 1 1/2 Franken, selten nur 1 Fr., in Ausnahmefällen aber bis 10 Fr., wobei der nicht unbedeutende Erlös für Schreibsand inbegriffen ist.“
Noch bis ins vorige Jahrhundert fanden sich Goldwäschereien von Waldshut (Aaremündung) bis unterhalb der Stadt Mainz, wobei man dem Gebiet zwischen Lahr und Philippsburg wohl besondere Bedeutung zumaß. Weitere Fundorte lagen am Mittelrhein, allerdings stammt es dort eher aus goldhaltigen Zuflüssen, wie zum Beispiel der Mosel.
In seiner Abhandlung „Das Rheingold“ (aus: „Der Aufschluß“, Heft 7/8, 1969) schreibt Professor Dr. Franz Kirchheimer, langjähriger Präsident des Geologischen Landesamtes in Freiburg im Breisgau, daß das Gewicht der Rheingold-Flitterchen durchschnittlich 0,006 Milligramm betrage, daß also rund 165.000 Stück ein volles Gramm erbrächten. Aber es seien auch körnige, plattige und drahtähnliche Teilchen „bis zu zehn Milligramm“, sogenanntes „grobes Gold“, vertreten.
Sogar kleine Goldkristalle kämen vor, wie man feststellte (2,3 Milligramm). Es kommt noch toller: 1849 fand man im Bereich der Ill bei Straßburg ein Geröll, bestehend aus Quarz, ungefähr in Form und Größe eines Hühnereies, das stolze 17 Gramm Gold enthielt.
Hochwasser ist für die Bildung goldführender Geröllbänke unentbehrlich. Nach den heftigen Regenfällen Anfang August 2007 in der Schweiz führte die Aare so viel Wasser mit sich, dass binnen Stunden auch der Rheinpegel um mehrere Meter anstieg. So sah der Rhein bei Neuenburg aus.
Das Rheingold mußte an Sammelstellen abgegeben werden oder man brachte es zu den Münzstätten. Mit der Zeit entwickelte sich allerdings ein reger Schwarzhandel, da die festgesetzte Vergütung des Goldes nicht dessen Wert einholte. Auch brachte der Schreibsand eine willkommene Nebeneinnahme, wurde aber im Wandel der Zeit vom Löschpapier immer mehr verdrängt.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gingen plötzlich die Erträge bei der Rheingoldgewinnung erheblich zurück, bis 1874 in der Münze von Karlsruhe das letzte Mal Gold abgeliefert wurde. Es waren genau 89 Gramm. Damit erlosch zugleich eine 2000 Jahre währende Tradition. Welchen kärglichen Lohn die Rheingoldwäscher verdienten, hat der Franzose Gabriel Auguste Daubrée errechnet. 1846 untersuchte er vier Sandsorten unterschiedlicher Ergiebigkeit. Er errechnete, daß damals ein Goldwäscher pro Tag neun Stunden arbeitete und dabei vier Kubikmeter Sand wusch. Je nach Sorte konnte ein Goldwäscher von reichen oder kärglichen Waschgründen sprechen. Die dritte Sorte ist der gewöhnliche Waschsand. Er enthält auf der Probierschaufel zehn bis zwölf Flitterchen (bei der zweiten Sorte 25 bis 30, bei der ersten Sorte 70 bis 80).
Aber schon 100 Jahre zuvor war die Rheingoldwäscherei im Sterben begriffen, wie eine Episode aus jenen Tagen belegt. Mit aller Zähigkeit hatte man am Hof in „Carlsruhe“ in der vor nicht allzu langer Zeit neu gegründeten Ressidenz der badendurlachischen Länder versucht, das Goldwaschen in Gang zu halten. Dort hätte man das Gold sehr gut gebrauchen können. Im April 1768 machte sich Schultheiß König aus Weisweil am Kaiserstuhl auf höhere Weisung daran, „die Weisweiler Gründe zu visitieren“. Das Ergebnis war wenig ermutigend. Trotzdem erhielt er aus Karlsruhe die Anweisung, zu erkunden, „ob sich nicht jemand finden möchte, der dieses Geschäft erlernen und das sich findende Gold aus dem Sand herauswaschen wollte.“
Als Vergütung wurden zwei Gulden und 30 Kreuzer in Aussicht gestellt. Auf der Suche nach einem Goldwäscher traf er auf einen Georg Haag, der 40 Jahre zuvor das Handwerk beim Goldwäscher König in Knielingen erlernt hatte. Haag erklärte sich bereit, seinem Sohn und ein paar jungen Leuten diese Kunst beizubringen.
Noch im Sommer 1768 machten sie sich ans Werk und lieferten im Juni bereits 3 1/2 Kronen an die Rentkammer nach Emmendingen; dafür erhielten sie zwei Gulden und 30 Kreuzer. Schon bald mußten sie feststellen, daß sie bei dem kärglichen Lohn „nicht bestehen könnten“. Im Herbst 1774 trat die Vogtei von neuem an die Goldwäscher heran und versuchte sie zu ermuntern, das Handwerk wieder aufzunehmen. Diese stellten die Forderung, künftig 18 Gulden für das Lot gebrannten Goldes (eingeschmolzener Goldstaub) zu bekommen. Schließlich einigte man sich bei 16 Gulden für das Lot. Im Frühjahr 1775 wurde der Waschbetrieb wieder aufgenommen. Ob es dann eine Sache von Dauer war, erscheint kaum annehmbar.
Als im vorigen Jahrhundert die Ausbeute von Waschgold am Rhein immer geringer Wurde, tauchte die Frage nach maschinellen Gewinnungsmethoden auf. Immerhin konnte ein einzelner Goldwäscher am Tag ja lediglich vier Kubikmeter Sand bearbeiten. Besonderes Interesse daran zeigte die badische Regierung, erhoffte sie sich doch dadurch vermehrte Einnahmen. 1819 war das Jahr, in dem gleich zwei Maschinen für die Goldwäsche erfunden wurden.
Der Schweizer Büchsenmacher Johann Keller, der sich später als Abenteurer entpuppte, erfand eine Mühle zum Zerkleinern des Rheinsandes und zur gleichzeitigen Amalgamation. Doch trotz reicher Goldsande von Lörrach schlug ein Versuch fehl; Keller verschwand, die Maschine wurde 1820 verkauft. Ebenfalls 1819 konstruierte der Pforzheimer Juwelier Christoph Bechtler eine Waschmaschine. Nach dem Urteil des Goldwäscherei-Inspektors Knobloch entsprach sie aber keineswegs den Anforderungen: Sie war zu kompliziert, dauernd fielen Reparaturen an, zu allem Unglück schwemmte die Maschine sogar den wertvollen Sand samt Goldflitterchen fort. Am 12. März 1822 gab das badische Finanzministerium einen Erlaß bekannt, wonach der Erfinder einer brauchbaren Goldwaschmaschine eine Prämie von 50 bis 100 Dukaten erhalten sollte. Die Prämie wurde nie vergeben.
Als 1936 eine Neubelebung der Rheingoldgewinnung zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung und zur Stärkung des Devisenbestandes der Reichsbank gefordert wurde, faßte das Reichswirtschaftsministerium in Berlin den Entschluß, das Vorkommen am Oberrhein untersuchen zu lassen. 1937 wurden von der „Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung“, kurz „Prakla“, umfangreiche Bohrungen vorgenommen: Bei Goldscheuer, Helmlingen, Grauelsbaum, Illingen, Au am Rhein, Neuburgweier, Hagenbach, Linkenheim und Leimersheim wurden insgesamt 1053 Bohrungen in Tiefen bis 60 Meter abgeteuft. Außerdem wurden an 1372 Stellen Waschversuche unternommen.
Erfolgsversprechend waren die Versuche bei Illingen im Kreis Rastatt. Dort wurde im Frühjahr 1939 ein Schwimmbagger mit dem wohlklingenden Namen „Rheingold“ eingesetzt. Pro Stunde förderte er 120 Kubikmeter Kies. Die Untersuchungen sollten aus dem Erlös von Kies und Sand bestritten werden, Gold sollte quasi als Nebenprodukt anfallen. Die Ausbeute war gering: Bis 1943 sollen 300 Gramm Gold gewaschen worden sein. Am 23. Juni 1943 wurde der Versuch aufgehoben, die Konzession erlosch 1950.
Einer der wenigen, die rein aus Spaß noch heute hin und wieder der Goldsuche im Rhein nachgehen, ist Franz Falkenstein. In den Sommermonaten, wenn der Wasserstand sehr niedrig ist, zieht es ihn mit Waschwanne, Eimer, Spaten und einer selbst gefertigten, einfachen Holzschleuse an eine einsame Stelle, um die winzig kleinen Plättchen des begehrten Metalls zu suchen. Daß der Zeitaufwand in keinem Verhältnis zum materiallen Erfolg steht, trübt das Abenteuer Goldsuche keineswegs. Über sein erstes Erlebnis beim Goldwaschen schrieb er: „Durch eine kreisende Bewegung wurde das leichtere Material mit dem Wasser herausgeschleudert, wobei das Wasser immer neu nachgefüllt werden mußte, bis nur noch ein schwarzes Konzentrat in der Pfanne liegen blieb. Nichts Aufregendes geschah, nur einer nach dem anderen verschwand und versuchte sein eigenes Glück. Bald hörte man den ersten Jubelschrei: Gold! Welch ein prickelndes Gefühl – ein alter Traum ist in Erfüllung gegangen! Alle kommen voller Neid dahergestürmt und wollen auch am Erfolg teilhaben. Was mag in diesem Moment mehr geglänzt haben, die Augen oder das Gold? Der Besitzer schaut stolz auf seinen Fund, als ob er den größten Klumpen gefunden hätte.“
Der ganze Goldschatz bestand lediglich aus ein paar winzigen Flitterchen. Franz Falkenstein kennt die Plätze, an denen er immer erfolgreich wäscht. Als besonders ergiebig bezeichnet er am Ober- und Hochrhein besonders jene Stellen, an denen man Gold kaum vermuten würde: auf Schotterbänken. Solche hat er in der Nähe von Albbruck bei Waldshut und bei den Isteiner Schwellen im Markgräflerland (Landkreis Lörrach) entdeckt. Diese Plätze sind natürlich auch mir bekannt. Die Teilnehmer meiner Goldwaschkurse lernen sie kennen und werden dort fündig. Garantiert.
Museen und Ausstellungen
- Museum für Völkerkunde, Basel/Schweiz;
- Museum der Stadt Rastatt/Baden;
- Historisches Museum der Pfalz, Speyer: Vollständig aufbewahrte Arbeitsgeräte des Goldwäschers J. Ganninger, der seinen Goldwaschberuf bis zu seinem Tod (1896) ausgeübt wurde;
- Heimatmuseum Groß-Gerau: Holzschaufel aus Stockstadt, die beim letzten Goldwaschversuch 1830/35 gebraucht wurde.
- Landesbergbaumuseum Baden-Württemberg, Stadt Sulzburg/Baden: Waschschleuse aus einem wissenschaftlichen Waschversuch sowie weitere Utensilien.