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Goldmine Guia in Italien

Goldmine Guia bei Macugnaga im Ortsteil Borca

Das einzige Bergwerk in den Alpen, das der Öffentlichkeit zugänglich ist, liegt in Borca, einem winzigen Ortsteil der Gemeinde Macugnaga in der italienischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola in der Region Piemont. Es ist die schon 1710 eröffnete Goldmine Guia. Sie ist zugleich die einzige zugängliche Goldmine Europas. Für einige Tage war ich hier in den italienischen Alpen, nur unweit des Lago Maggiore im Monte-Rosa-Massiv. Der Monte Rosa gilt als der “König der apenninischen Alpen” an der italienisch-schweizerischen Grenze. Mit der 4634 Meter hohen Dufour-Spitze und der Ostwand des Massivs, der höchsten der gesamten Alpen, bieten sich hier Eindrücke wie im Himalaja.

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Am Fuße des Monte Rosa liegt das bezaubernde Dorf Borca (walserdeutsch: Zer Burfuggu), in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Hier und im gesamten Tal lebt das deutsche Mittelalter mit der Geschichte der damals angesiedelten Walser, dem ersten germanischen Volk, weiter. Die alte Goldmine ist nur in den Sommermonaten zugänglich. Eine komplette Besichtigung kann bis zu sieben Stunden dauern. 1710 eröffnet, zeigt das Bergwerk auf eindrucksvolle Weise, welche Mühen und welcher Einfallsreichtum notwendig waren, um das gelbe Metall aus dem harten Gestein zu lösen.

Gold war schon seit jeher das edelste aller Metalle, begehrt wegen seines Glanzes und seiner unübertroffenen Schönheit. Es war aber auch Ursache für Habgier und Ruin. La Guia heißt die Goldmine. Wird die Eingangstür geöffnet, betritt man einen langen, geraden Tunnel, der in den kompakten Fels gegraben ist und der sich endlos im Bauch des Berges zu verlieren scheint. Man hat den Eindruck, in einer anderen Welt zu sein, in einem mysteriösen Raum- / Zeitgefüge, das von dem kontrastierenden Spiel der Lichter noch verschärft wird.

Nach etwa drei Jahrhunderten Betriebsamkeit wurde das Bergwerk erst 1945 geschlossen, aber nicht etwa weil das Gold ausgebeutet sein könnte, sondern weil die Kosten für den weiteren Betrieb angesichts des damaligen Goldpreises einfach zu hoch waren. Tatsächlich soll die größte Goldader noch gar nicht erreicht worden sein.

Die Goldmine Guia liegt unmittelbar am Dorfrand, romantisch eingebettet unterhalb eines Wasserfalles. Von außen sind nur ein paar, jedoch aufwändig restaurierte Holzhütten zu sehen. Auf dem terrassenförmig angelegten und am steilen zum Gebirgsbach abfallenden Gelände, das vom Schutt des Berges aufgeschichtet wurde und einmal die Halde war, sind einige Bergbauutensilien zu sehen. Lohnend für Goldsucher dürfte auch der Bach selbst sein. Eine Waschprobe war mir mangels fehlender Zeit nicht möglich, schließlich war lediglich der Besuch des Dorfes, der Besuch des Bergwerks sowie des Heimatmuseums eingeplant.

Dennoch bin ich davon überzeugt, dass der Gebirgsbach ausgewaschenes Gold aus dem Fels beherbergen müsste. Vermutlich zeigten im Wasser liegende Goldkörnchen den Weg zur Goldquelle im Berg. Weshalb sonst sollten ausgerechnet an dieser abgeschiedenen und steilen Ecke des Tales die Bergleute einen Stollen in das harte Gestein getrieben haben.

Das gesamte Gemeindegebiet von Macugnaga, zu dem Borca gehört, umfasst eine Fläche von 98 Quadratkilometer; der höchste Gipfel ist der 4618 Meter hohe Monte Rosa, Grenzgipfel zur Schweiz mit der Dufourspitze (4634 Meter). Die Margheritahütte gilt als das höchstgelegene Gebäude Europas und befindet sich ebenfalls auf dem Gebiet von Macugnaga. Der heutige Haupterwerbszweig ist der Tourismus, nicht zuletzt gilt das Gebiet als hervorragendes Wintersportgebiet. Das Tal ist eine alte Walsersiedlung, die im 12. Jahrhundert vom schweizerischen Saastal (Wallis) aus besiedelt wurde und ihre Jahrhunderte währende, eigenständige kulturelle Stabilität bis in die Gegenwart bewahrt hat. Der Ortsteil Pestarena wird erstmals 1291 urkundlich erwähnt, Motta im Jahr 1361, Pecdetto 1373 und Borca 1458.

Ab dem 19. Jahrhundert infolge des Bergbaues im unteren Gemeindegebiet und im 20. Jahrhundert infolge des Faschismus und des modernen Lebensstils wurde die Gesamtgemeinde sprachlich weitgehend italienisiert. Der Titschu genannte örtliche Dialekt, eine Variante des alemannischen Walserdeutsch, starb allmählich aus. Bleibende Zeugen des Walsertums sind etliche Baudenkmale im Blockhausstil, die allerdings in allen Ortsteilen um moderne Hotelbauten ergänzt wurden.

Neben der Goldmine Guia empfiehlt sich im gleichen Ort der Besuch des Heimatmuseums “Museo Casa Walser Alts Walserhüüs Van Zer Borfuggu”. Dabei handelt es sich um ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes Pfarrhaus, in dem 650 Exponate aus der Geschichte des Tales ausgestellt sind. Sie zeugen vom Alltag der Walserbevölkerung, geben aber auch einen Einblick in das harte Leben der Bergleute. Weil die Walser ihren Lebensunterhalt auch als Schmuggler verdienten, sind ebenso aus diesem Bereich zahllose Gegenstände vertreten.

Bei Gelegenheit – wenn es die Zeit zulässt und ich ein paar Tage für die Erkundung des Gebirgsbaches erübrigen kann – werde ich das Tal erneut aufsuchen. Diemal jedoch mit Goldwaschpfanne, Rinne und einer für diese schroffe Gegend angepassten Ausrüstung.

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